Die Markomannen

[25] Die Markomannen, eine der vornehmsten alt-deutschen Nationen, deren Name eigentlich so viel als Gränzvolk (Markmänner) heißt, wohnten seit Cäsars Tode an der Südseite der Donau in Oestreich und Oberungarn. Nachdem die Römer Noricum und Pannonien erobert hatten, und den Markomannen durch ihre Nachbarschaft zu gefährlich wurden, bemächtigten sich diese, unter ihrem berühmten König Maroboduus, des einst so mächtigen Reichs der Bojer im heutigen Böhmen – Bojenheim von den Deutschen genannt – und wurden nun bald das mächtigste deutsche Volk und den Römern äußerst gefährlich; bis endlich Maroboduus von den Cheruskern geschlagen und nach einigen Jahren selbst von seinen Unterthanen vom Throne verjagt wurde. Mehrere ähnliche innere Unruhen suchten die Römer immerfort zu unterhalten, von denen jedoch die Markomannen, bis zu Domitians Zeiten, gute und ruhige Nachbarn blieben. Von hier an aber wagten sie häufige Einfälle in die Länder der Römer, namentlich in Pannonien, bis sie, von Nerva besiegt, sich wieder an die nördlichen Ufer der Donau zurückzogen, aber endlich mit Mark-Aurel desto stärker anbanden, und zu dem Markomannischen Kriege Veranlassung gaben, in welchem sie endlich über die Donau zurückgetrieben und zum Frieden gezwungen wurden, welchen sie aber nur immer so lange hielten, bis ihnen die Römer die Jahrgelder richtig bezahlten, oder diese einen entschlossenen Regenten hatten; außerdem brachen sie in Noricum und Rhätien [25] ein, und setzten wohl oft ganz Italien in Furcht und Schrecken. So dauerten die Anfälle durch das 3te und 4te Jahrhundert fort und im 5ten verliert sich der Name der Markomannen gänzlich, weil theils andre Völker (z. B. die Gotden unter Alarich) sich zwischen ihnen und der Römer Gränze festsetzten, theils auch die Völkerwanderung (s. d. Art.) nunmehr ganz andre Völker herbeidrängte, worüber jene ganz in Vergessenheit geriethen. In der Folge – so haben wenigstens neuere Gelehrte geschlossen – zeigte sich und zwar zu Ende des 5. Jahrhunderts, das Volk der Bojoarier, die Vorfahren der heutigen Bayern, in jenen Gegenden, und diese hätten sonach ihren Ursprung von den Markomannen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 25-26.
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