Die Nicolaïten

[143] [143] Die Nicolaïten: so heißen 1) einige der ältesten Ketzer, welche die christliche Kirche schon im Ersten Jahrhunderte sehr beunruhigten. Ihre Lehren und Grundsätze waren sehr unsittlich, und sie suchten ihre verführerische Lehre auf alle mögliche Art zu vertheidigen und auszubreiten; besonders griff sie in Asten und Egypten zu Anfange des 2. Jahrhund. am meisten um sich. Uebrigens nennt man auch 2) bei den Catholiken diejenigen von der Clerisei spottweise Nicolaiten, welche sich in den ehelichen Stand begeben; 3) führten auch gewisse Wiedertäufer im 16 Jahrhundert diesen Namen von ihrem Stifter oder Vorgänger, Heinrich Nicolai aus Leyden, welcher sich in seiner Schwärmerei noch über Moses und Christus erhob, die Sacramente verwarf, und nur immer Liebe predigte; daher auch seine Anhänger sich das Haus der Liebe nannten. Diese Secte kam endlich im J. 1580 aus Holland nach England, wo sie durch die angenommene Miene der Heiligkeit und Unschuld sich beim gemeinen Mann in großes Ansehen setzten, in ihren Reden viel Verworrenes vorbrachten, und selbst ihre Schriften ins Englische übersetzen ließen. Allein Königin Elisabeth ließ diese Schriften verbrennen, und befahl allen Ernstes die Unterdrückung der ganzen Secte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 143-144.
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