Epirus

[323] Epirus war eines der ältesten Länder Griechenlands, das auch in der ältesten Geschichte sich merkwürdig gemacht hat. Das Orakel zu Dodona, das älteste in Griechenland, befand sich hier. Auch die Mythologie erhielt aus diesem Lande die Höllenflüsse Acheron und Cocyt (s. d. Art.). Uebrigens war das Land ziemlich gebirgig und nach der Seeküste zu besonders angenehm und fruchtbar. In den ältesten Zeiten waren die Chaonier, auch ein epirotisches Volk, die mächtigsten. Des Pyrrhus Urenkelin, Deidamia, gab den Epiroten ihre Freiheit; und von der Bedrückung der macedonischen Könige wurden sie durch die Römer nach Philipps II. Besiegung befreit: nach und nach wurden sie so mächtig, daß sie dem Antiochus und Perseus gegen die Römer beistanden, aber eben dadurch ihren Untergang beförderten. Paulus Aemilius besiegte sie, gab die Städte der Plünderung seiner Soldaten Preis, so daß 70 Städte zerstört und 150,000 Menschen als Sklaven verkauft wurden. So hatte nun Epirus auch gleiche Schicksale mit dem römischen Reiche, bis es von den Türken unter Amurad II. 1432 erobert wurde. Im J. 1447 verursachte Castriot, genannt Scanderbeg (s. d. Art. Th. V. S. 66), eine Empörung; er war der letzte Sprößling [323] vom königlichen Stamme in Epirus und am Ottomanischen Hofe erzogen. Sein Unternehmen gelang; allein nach seinem Tode wurde sein Land von den Türken unter Mahomed II 1466 wieder erobert. Heut zu Tage macht Epirus ein eignes türkisches Paschalik von ungefähr 680 Quadratmeilen und 160,000 Einwohnern, mit Bergen durchzogen, aber wenig fruchtbar, aus.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 323-324.
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