Laërtes

[541] Laërtes, Sohn des Acrisius und der Chalcomethusa, merkwürdig als Vater des berühmten Helden Ulysses (s. dies. Art.), den er mit der Euryklea zeugte. Er erreichte ein sehr hohes Alter, und brachte, entfernt von der Stadt Nerikum (einer Cephalonischen Küstenstadt, die er selbst erobert hatte), betrübt und kummervoll über die lange Entfernung seines Sohns von der Rückkehr von Troja und über die Abreise seines Enkels Telemach (s. d. Art.), blos von einer alten Sklavin gepflegt, mit Garten- und Weinbau zu. Ulysses, nachdem er die Freier [541] seiner Gemahlin Penelope ermordet hatte, kam, verkleidet in ein armseliges Gewand, zu seinem Vater, da dieser eben in dem Garten beschäftiget war, gab sich für einen Fremden und einen Gastfreund des Ulysses aus, welchen er besuchen wollte, regte aber dadurch den ganzen Schmerz seines Vaters, der ihn nicht erkannte, auf, so daß er nicht länger anstehen konnte, sich zu erkennen zu geben, und den Laërtes besonders auch durch eine Narbe, an welcher er kenntlich war, von der Wirklichkeit zu überzeugen. Bald führte Ulysses seinen Vater in das Haus, wo auch Telemach und mehrere ihm in die Arme eilten. Die Freude über diese glückliche Rückkehr – oder, nach der Dichtung, die Göttin Minerva – verschönerte ihn durch neue Kräfte so sehr, daß er noch sogar an dem Kampfe gegen die aufrührerischen Ithacenser Theil nehmen konnte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 541-542.
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