Neuschottland

[139] Neuschottland, sonst Acadien genannt einer von den 5 Haupttheilen des brittischen Nordamerika, wo der St. Lorenzfluß einen Hauptfluß ausmacht, und welches wegen seiner treslichen Häfen, in welche man bei jedem Winde ein- und auslaufen kann, für die Schiffe sehr erkleckliche Zufluchtsörter verschaft. Der Boden ist zwar zum Theil unfruchtbar und waldig, indessen giebt es auch zum Theil fruchtbaren und für den Getreide-Flachs- und Hanfbau bequemen Boden. An Waldungen, namentlich an Eichen, Cedern, [139] Zuckerahornbäumen etc. hat das Land außerordentlichen Ueberfluß: und Fische sowol als auch Wildpret und Pelzthiere sind hier bedeutend; daher denn auch die vornehmsten Handelsartikel aus Pelzwerk, Holz und Fischen (an Stockfisch jährlich auf 5500 Fässer) bestehen. Für England ist diese Provinz, deren Flächenraum man über 1900 Quadrat Meilen und ihre Einwohner über 50,000 rechnet, wovon die Hauptstadt Halifax (mit starken Festungswerken, und dem schönsten, sichersten Hafen in ganz Nordamerika) über 10,000 faßt, von der größten Wichtigkeit. Kein Wunder daher, daß es immer der Zankapfel zwischen England und Frankreich war. Schon im J. 1497. durch einen Venetianer, Sebastian Cabot, entdeckt, blieb es lange vernachläßiget, bis endlich die Franzosen ungefähr in der Mitte des 16. Jahrhunderts hier landeten, und zu Anfange des 17ten Niederlassungen hier anlegten; allein nicht lange hatten sie hier festen Fuß gefaßt, als die Engländer (1613.) ihre Anpflanzungen zerstörten, und endlich 1621 dies Land, das die Franzosen Acadien genannt hatten, von Jacob I. einem schottischen Ritter, Menstry, verliehen und ihm der Name Neuschottland gegeben wurde, weil es Schotten anbauen und bevölkern sollten. Zwar verunglückte der erste Versuch, aber Jakob creirte aufs neue 150 schottische Baronets, deren jedem er ein Stück von Neuschottland zum Anbau zutheilte, indessen nahmen diese keinen Besitz, und in der Folge trat Karl der I. das Land wieder an die Franzosen ab. Erst durch den Utrechter Frieden (1713) kam es wieder an Grosbritannien; allein da dieses die Grenzen von Acadien immer mehr auszudehnen suchte, um sich der wichtigen Fischereien zu bemächtigen, so entstand darüber der siebenjährige Seekrieg zwischen England und Frankreich, dessen Beendigung durch den Pariser Frieden (1763) erfolgte, wo ganz Canada auch an England verloren ging, das nun sich in den Besitz aller jener Länder und der dasigen Fischereien brachte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 139-140.
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