Timotheus

[395] Timotheus, Sohn des Conon, ein berühmter Feldherr der Athenienser, der sich durch seine Beredtsamkeit eben sowol, als durch seine Staats- und Kriegskenntnisse auszeichnete Gegen die Lacedämonier erfocht er unter andern einen wichtigen Sieg zur See (376 vor Chr.), eroberte mehrere Städte und Inseln im ägäischen Meere und verschafte den Athenern wieder die Herrschaft zur See. Diese errichteten ihm nun auch eine Bildsäule auf dem Markte und dennoch hatte er das Schicksal der meisten großen Generale dieses Staates: [395] seine undankbaren Mitbürger verurtheilten ihn, wegen einer verunglückten Expedition auf Samos, zu einer Geldstrafe von 100 Talenten, und da er diese nicht in Vermögen hatte, so mußte er sich nach Chalcis auf Euböa begeben, wo er auch starb und zugleich nebst Iphicrates die Reihe der großen Generale der Athener beschloß. Zu spät bereueten diese nach dem Tode des großen Mannes das ihm zugefügte Unrecht, das nun nicht mehr wiederrufen werden konnte.

Noch ist der Name Timotheus berühmt durch einen tragischen und dithyrambischen Dichter und berühmten Tonkünstler, aus Milet gebürtig, der jenen Namen führte. Er spielte die Lyra ganz vorzüglich, verbesserte die Musik und gab den Melodieen mehr Umfang und Mannichfaltigkeit. Zwar wurde er, weil er jenem Instrument noch vier neue Saiten hinzusetzte, von den Lacedämoniern wegen dieser in ihren Augen verderblichen, Neuerung höchlich getadelt, ja, bei den Carnischen Spielen aus der Stadt deshalb verwiesen; allein seine Verdienste um die Musik blieben dennoch unverkennbar: auch werden viele Gedichte, Gesänge, Hymnen und drei Trauerspiele von ihm bei den Alten gerühmt; so wie ihm denn auch einige die Erfindung des chromatischen Klanggeschlechts beilegen.

Eben so gab es noch einen jüngern Timotheus aus Theben, der auch als Tonkunstler und vorzüglicher Flötenspieler berühmt war und auch von Alexander dem Großen sehr geschätzt wurde.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 395-396.
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