Gnomen

[236] Gnomen (Mehrzahl von der Gnom) heißen die fabelhaften Wesen, welche die Phantasie als Beherrscher und Wächter der Schätze im Innern der Erde erschaffen hat. Gewöhnlich stellt man sie als kleine häßliche Männchen vor, die jedoch zuweilen auch eine schönere Gestalt annehmen können. Die weiblichen Gnomen, Gnomiden genannt, sollen aber ursprünglich schön sein. Diese Erd- oder Berggeister dienen dem Menschen theils freiwillig, theils durch mächtige Zauberformeln gezwungen, sind aber auch leicht zum Zorn zu reizen und dann tückisch und boshaft. Die größte Berühmtheit hat durch die mancherlei von ihm gehenden Sagen der Gnom des Riesengebirges, Rübezahl (s.d.), erlangt. – Gnomen (Mehrzahl von die Gnome) sind kurze Sinnsprüche, Lehren der Lebensklugheit, der Sittlichkeit u. dgl. enthaltend, an denen besonders die Poesie des morgenländischen Alterthums reich war. Solche Gnomen [236] enthalten unter andern die Sprüche Salomonis, die Hälfte des Buches Sirach, und auch das Neue Testament, z.B. die Bergpredigt im Evangelium Matth., Cap. 5. Auch bei den Griechen kamen zeitig die Gnomen auf; die Lehren der sogenannten sieben Weisen bestanden in nichts Anderm als in solchen kurzen Sprüchen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 236-237.
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