Mesopotamien

[118] Mesopotamien oder das Land zwischen den Flüssen, nannten die alten Griechen die mit ihrem ältesten Namen Aram-Naharaim geheißenen Gegenden zwischen dem Euphrat und Tigris, deren Nordgrenze gegen Armenien das Gebirge Masius, ein Zweig des Taurus, war. Der nördl. Theil von M. ist daher gebirgig, hat schöne Waldungen und Viehweiden und bringt Wein und Getreide reichlich hervor; der südl., in späterer Zeit Irak-Arabi genannt, ist eben und theilweise Wüste, in den Gegenden aber, wo es an Wasser nicht fehlt und dies zweckmäßig zur Bewässerung benutzt wird, überaus fruchtbar; der untere Theil, südl. von Bagdad, war das durch seinen trefflichen Anbau ausgezeichnete alte Babylonien. In diesen Gegenden von Asien entstanden die ältesten bekannten Reiche, das Nimrod's (s.d.) [118] im S., Assyrien (s.d.) im N., welches viele benachbarte Staaten eroberte, endlich aber in mehre kleine Reiche sich auflöste. Aus diesen bildeten sich wieder ein neubabylonisches und neuassyrisches Reich, die später von den Medern und Chaldäern, um 550 v. Chr. aber von Cyrus den Persern unterworfen wurde. Nach ihnen geboten hier Alexander der Große, nach diesem die griech. Könige von Syrien, unter und nach denen es der unglückliche Schauplatz der Kriege zwischen den Parthern und Römern und 100 n. Chr. auf kurze Zeit eine röm. Provinz ward. Sodann eroberten es die Neuperser, denen es 651 die Araber entrissen und hier eine Zeit lang den Mittelpunkt ihrer Macht zu Bagdad (s.d.) errichteten. Die seldschukischen Türken nahmen dies 1060 ein und seit 1218 hausten hier Dschingis-Khan, Tamerlan und andere Eroberer, bis Amurath IV. 1637 M. dem türk. Reiche zum Theil einverleibte, dessen Ejalets Bagdad, Bussra oder Bassra, Mossul, Diarbekr und Rakka dem ehemaligen M. angehörten, von dessen zu verschiedenen Zeiten blühenden berühmten Städten, wie Ninive, Babylon, Seleucia, Ktesiphon und vielen andern schon längst nur noch ungeheure Schutthaufen übrig sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 118-119.
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