Schiefer

[70] Schiefer heißt im Allgemeinen jede Steinart, welche in mehr oder weniger dünnen Tafeln bricht. Man bezeichnet die verschiedenen Schieferarten näher nach ihren Hauptbestandtheilen und unterscheidet auf diese Weise: Thonschiefer, Mergelschiefer, Alaunschiefer u.s.w. Vorzugsweise heißt aber Schiefer oder Schieferstein der in Platten gespaltene Thonschiefer, der zum Dachdecken benutzt wird. Man stellt die Schieferplatten fünfeckig oder viereckig von verschiedener Größe her und so, daß die untere Seite mehr oder weniger abgerundet ist. Je dunkler der Schieferstein ist, für desto schöner und haltbarer gilt er. Er wird aus den Schieferbrüchen gewonnen, deren sich namentlich bei Goslar und Hüttenrode am Harz, im Kalenbergischen, Saalfeldischen, Baireuthischen finden. Man bricht ihn zuerst in großen Blöcken und Platten, theilt ihn in kleinere Stücke und spaltet ihn endlich mit Meiseln in Dachsteine von der erfoderlichen Dicke, welche zuletzt auf scharfkantigen Ambosen die gehörige Form erhalten. Mit dem Auflegen der Schieferplatten, welche zu diesem Zwecke noch durchlocht werden müssen, beschäftigen sich die Schieferdecker, doch erhalten diesen Namen auch alle Dachdecker. Besonders reine, harte und schwarze Arten des Thonschiefers werden zu Schiefer- oder Schreibtafeln verarbeitet und namentlich werden solche bei Probstzelle im Saalfeldischen gewonnen. Um sie zum Schreiben geschickt zu machen, schabt man diese Tafeln erst mit einem Schabeisen, schleift sie alsdann mit Sand und polirt sie endlich mit Trippel, Bimsstein und Kohlenstaub. Zuletzt werden sie in hölzerne Rahmen gefaßt. Die Schieferstifte oder Griffelschiefer, mit denen man auf jene Tafeln schreibt, werden aus einer Art Thonschiefer gewonnen, welcher nicht in Tafeln, sondern in länglichen Stäbchen springt, dabei weich ist und daher den Tafelschiefer nicht angreift, sondern sich an ihm abreibt. Die besten solcher Stifte kommen aus Sonnenberg in Meiningen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 70.
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