Harz

[340] Harz (der) ist ein Gebirge Deutschlands, welches durch das Eichsfeld, eine hohe Ebene mit tief und steil eingeschnittenen Thälern, aber ohne Berghöhen, mit dem südlicher [340] gelegenen Thüringerwalde gewissermaßen in Verbindung gesetzt wird und bei einer Länge von 13 M. und einer Breite von 4–5 M. über mehr als 60 ! M. mit 56,000 Einw. sich ausbreitet. Er ist das nördlichste Gebirge Deutschlands, denn von ihm ab senkt sich das Land nach Norden in einer nur durch unbedeutende Hügel selten unterbrochenen Ebene gegen das Meer zu. Der größte Theil desselben gehört zu Braunschweig, ein nicht viel kleinerer zu Hanover und das Übrige zu Preußen und Anhalt. Der höchste Berg im Harz ist der Brocken (s.d.), um welchen sich nach allen Seiten Berge erheben, sodaß dieselben nicht eine fortlaufende Kette (einen Kamm) bilden, sondern in einer regellosen Masse zusammengehäuft erscheinen. Durch den Brocken wird das ganze Gebirge in zwei Hälften geschieden, von denen die westl. gelegene der Oberharz, die östl. gelegene der Unterharz heißt. Der Oberharz ist mit Nadelholz bedeckt und höher als der Unterharz, dieser aber zeichnet sich durch romantisch wilde und rauhe Felsenpartien aus und. ist mit Laubholz bewachsen. Die bedeutendsten Höhen sind außer dem Brocken: die 3168 F. hohe Heinrichshöhe, der über 3000 F. hohe Bruchberg, die nicht viel niedrigere Achtermannshöhe, der Winterberg, die Feuersteine, der Wormberg, der 2150 F. hohe Kahlenberg und der nicht ganz 2000 F. hohe Rammelsberg. Der Harz wird wegen der schönen und wildromantischen Gegenden, welche er in Menge darbietet, häufig von Reisenden besucht. Auch verdienen die in ihm entdeckten Höhlen in hohem Grade die Aufmerksamkeit derselben. (S. Baumannshöhle.) Ein reizendes Thal ist das Selkethal, in welchem Alexisbad mit einem reichhaltigen Eisenbrunnen liegt. Dasselbe hat ausgezeichnete Anlagen zur Benutzung für die Badegäste und äußerst romantische Spaziergänge, unter Anderm nach dem Mägdesprung. So heißt nämlich ein Felsen, von welchem aus einst ein Mädchen, um den Verfolgungen eines Ritters zu entgehen, über eine ziemlich breite Schlucht gesprungen sein soll. Man zeigt noch die Spur, welche des Mädchens Fuß hinterlassen. haben soll. In der Nähe steht ein Hüttenwerk und ein schöner, 58 F. hoher Obelisk aus Gußeisen, dem Andenken des 1796 verstorbenen Fürsten von Anhalt-Bernburg, Friedrich Albert, geweiht. Die Victorshöhe, gleichfalls in der Nähe von Alexisbad, bietet von einem auf dem Berge errichteten Gerüste eine reizende Ansicht über den Unterharz und auf der platten Bergkuppe sieht man die Reste der sogenannten Teufelsmühle. Eine gleichfalls sehr schöne Partie des Harzes ist die Roßtrappe, eine Meile südwestl. von Quedlinburg. An einem von der Bode durchbrausten Abgrunde erhebt sich ein Fels und auf ihm sieht man in einer Felsplatte eine hufeisenförmige Vertiefung. Gegenüber steht der Tanzplatzfelsen. – Der Harz ist reich an Wild, an Waldung, an würzigen Kräutern, Waldbeeren, Trüffeln und isländischem Moos und hat herrliche Weiden, auf denen im Sommer zahlreiche Heerden Nahrung finden, sein größter Reichthum aber besteht in Mineralien, welche durch bergmännischen Betrieb gewonnen werden. Man baut auf Silber, Kupfer, Eisen, Blei, Zink, Arsenik, Vitriol, Granit, Marmor u.s.w. und findet im Rammelsberge sogar etwas Gold. Für Besucher des Harzes ist noch immer Gottschalk's »Taschenbuch für Reisende in den Harz« zu empfehlen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 340-341.
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