Ritter

[716] Ritter (Karl), der geistreichste Geograph unserer Zeit und Begründer einer neuen Wissenschaft, der vergleichenden Erdkunde, ward 1779 in Quedlinburg geboren und nach seines Vaters, welcher Leibarzt war, frühzeitigem Tode in Schnepfenthal erzogen. Das Wirken dieser trefflichen Anstalt flößte ihm große Neigung zu dem Berufe des Erziehers ein, für den er sich in Halle unter Niemeyer vorbereitete und hierauf 1798 als solcher bei den Söhnen einer reichen Familie in Frankfurt am Main angestellt wurde. Nach Heranbildung seiner Zöglinge begleitete er dieselben auf Reisen und Universitäten, wurde 1819 als Lehrer der Geschichte in Frankfurt am Main angestellt, aber schon im nächsten Jahre als außerordentlicher Professor der Geographie nach Berlin berufen, und bald nachher auch an der Kriegsschule Lehrer der Statistik und Studiendirector der königl. Cadettenanstalt, sowie Mitglied der Prüfungscommission. Hier begann erst R.'s größere schriftstellerische Thätigkeit, welche ihm mit den berühmtesten Gelehrten und Reisenden in nahe Beziehungen brachte, und hier vollendete er sein Hauptwerk, »Die Erdkunde im Verhältnisse zur Natur und zur Geschichte des Menschen« (2 Bde., Berl. 1817–18), welches seitdem in erweiterter Bearbeitung wiederholt aufgelegt worden ist, und zu dem er den Plan schon als Erzieher in Frankfurt am Main gefaßt hatte. In wesentlicher Verbindung damit steht sein »Atlas von Asien«, welchen R. unter Mitwirkung des preuß. Majors F. A. O'Etzel herausgab; außerdem hat er noch mehre vortreffliche Karten und wichtige Werke über Geographie und damit zusammenhängende Wissenschaften geliefert und genießt als Lehrer die ausgezeichnetste Anerkennung.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 716.
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