Ritter, der

[1131] Der Ritter, des -s, plur. ut nom. sing. welches gleichfalls von dem Zeitworte reiten abstammet, und zwar in dessen engerer Bedeutung, den Ort zu Pferde sitzend verändern.

1. * Im weitesten Verstande, ein Reiter; eine jetzt veraltete Bedeutung, in welcher man noch zuweilen im Scherze jemanden einen schlechten Ritter nennet, wenn er schlecht reitet. In etwas engerer Bedeutung war Ritter ehedem ein jeder Soldat zu Pferde, welche Bedeutung auch das Schwed. Riddare hat. In diesem Verstande hatte man in der Römischen Kirche ehedem das Fest der 1.000 Ritter, welches die Soldaten von der Thebanischen Legion unter dem Mauritio seyn sollen.

2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist der Ritter von Alters her ein adeliger Reiter, wo das Wort doch auch wieder in einem verschiedenen Umfange der Bedeutung vorkommt.

1) Eigentlich waren die Ritter bey dem ehemahligen Kriegswesen, adelige Reiter, Personen vom hohen oder niedern Adel, welche in den Kriegen zu Pferde und zwar mit der Lanze und dem Schwerte dieneten; da denn der Stand eines Ritters zugleich eine Würde war, zu welcher man nur durch Tapferkeit und rühmliche Heldenthaten gelangen konnte. Ein Ritter wurde niemahls geboren, sondern gemacht, er mochte vom hohen oder niedern Adel seyn. Im Französischen hieß er Chevalier, im Engl. Knight, im mittlern Lat. Miles in engerer Bedeutung, und hernach Eques; seine Würde war überaus ansehnlich und der höchste Grad der kriegerischen Ehre. Ihm waren die Schildträger, Knappen, Edelknechte, Franz. Ecuyers, Engl. Esquires, Squires, entgegen[1131] gesetzet, welche als die Lehrlinge der Ritterschaft angesehen wurden. Jemanden zum Ritter schlagen. An jemanden zum Ritter werden wollen, ihn zu überwältigen suchen, ihn seine Überlegenheit fühlen lassen. Ein irrender Ritter, kühne, zuweilen auch arme Ritter, welche auf Abenteuer ehedem in der Welt herum reiseten. Arme Ritter, eine in Preußen und Niederdeutschland übliche Benennung einer Art Speise, welche aus Brotschnitten bestehet, worüber man Eyer schläget, und sie in Butter bäckt. Sie soll von einem verarmten Ritter den Nahmen haben, der seine Freunde damit bewirthete. Da die vorzüglichste Eigenschaft eines Ritters ehedem in der Tapferkeit und muthigen Beschützung des andern Geschlechtes bestand, so nennet man noch jetzt zuweilen den Führer, Begleiter oder auch Liebhaber eines Frauenzimmers ihren Ritter.

2) Als die ganze Kriegesverfassung im 15ten und 16ten Jahrhunderte eine andere Gestalt bekam, so kamen auch die vorigen und eigentlichen Ritter nach und nach aus der Mode, und der Nahme ist nur noch in folgenden Fällen üblich geblieben. (a) Die Mitglieder eines adeligen weltlichen Ordens werden jetzt gemeiniglich Ritter genannt. Ein Ritter des Maltheser-Ordens, des Ordens vom goldenen Fließe, des blauen Hosenbandes, des Elephanten-Ordens u.s.f. Aus einem Mißbrauche werden auch diejenigen, welche das heil. Grab zu Jerusalem besuchen, von dem Guardian des dasigen Franciscanerordens durch ein Diplom zu Rittern des heil. Grabes gemacht, ungeachtet diese Würde nicht die geringsten Vorzüge in der bürgerlichen Gesellschaft gewähret. (b) In einigen Fällen werden alle adelige Personen männlichen Geschlechtes Ritter genannt, welches besonders in solchen geschiehet, wo der heutige Adel an die Stelle der ehemahligen Ritter getreten ist. Wenn die Landstände zu den Landtagen berufen werden, so werden in manchen Provinzen berufen: Prälaten, Grafen, Herren, Ritter und Städte, wo unter Ritter der niedrige landesfähige Adel verstanden wird. Indessen ist es nicht üblich, einzelne Adelige dieser Art Ritter zu nennen. Wohl aber wird Ritterschaft mehrmahls von dem ganzen Adel eines Landes oder einer Provinz gebraucht. S. dasselbe, und einige andere der folgenden Zusammensetzungen, wo es gleichfalls einen Edelmann überhaupt bedeutet. Im Schwed. ist Riddersman ein jeder Adeliger.

Anm. Das Fämin. Ritterinn ist nicht üblich, auch nicht bey weiblichen adeligen Orden, deren weibliche Mitglieder statt dessen gemeiniglich Ordens-Damen heißen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1131-1132.
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