Ära

[86] Ära (lat.), Mehrzahl Ären, Zeitalter; Reihenfolge der von einem festen Ausgangspunkt, Epoche (s.d.), an gezählten Jahre. Die wichtigsten der noch jetzt gebräuchlichen Ä. sind: 1) Ä. von Erschaffung der Welt, seit 11. Jahrh. v. Chr. bei den Juden gebräuchlich, ihr Anfang durch Rabbi Hillel (4. Jahrh. n. Chr.) auf das J. 3761 v. Chr. berechnet. 2) Ä. von Christi Geburt, von dem röm. Abt Dionysius Exiguus (im 6. Jahrh.) herstammend, seit 10. Jahrh. bei allen okzidental. Christen allgemein. 3) Die mohammed. Ä. der Hedschra (Hegira), vom 16. Juli 622 n. Chr., dem Tage der Flucht Mohammeds von Mekka nach Medina, beginnend, seit dem Kalifen Omar in Gebrauch. 4) Unter den ind. Ä. die verbreitetsten: a. Ä. des Kaliyuga, beginnt 18. Febr. 3102 v. Chr.; b. Ä. des Vikrāmāditya, genannt Samvat, beginnt 57 n. Chr.; c. Ä. des Cālivâhana, genannt Çâka, beginnt 78 n. Chr.; d. Ä. der Buddhisten, beginnt mit dem Todesjahre des Buddha Çakyamuni, das jedoch bei den verschiedenen Völkern sehr verschieden, am richtigsten wohl auf 477 v. Chr. berechnet wird. 5) Die Chinesen rechnen nach 60jähr. Zyklen, deren 77. im J. 1864 begonnen hat, oder nach Herrscherdynastien. 6) Die Japaner rechnen ebenfalls nach den 60jähr. chines. Zyklen oder nach den Regierungsjahren ihrer Herrscher oder endlich nach einer 18. Febr. 660 v. Chr. beginnenden Ä. Nino.

Unter den ältern Ä. für das Geschichtsstudium wichtig: 1) Die griech. Ä. der Olympiāden (von je 4 Jahren), vom 23. Juli 776 v. Chr. an, dem Tage des Wettlaufsieges des Koröbus in den Olympischen Spielen. 2) Ä. von der Erbauung der Stadt Rom (p. u. oder p. u. c. = post urbem conditam, oder a. u. = anno urbis), nach der Varronischen Rechnung vom 21. April 753 v. Chr. an. 3) Ä. Nabonassars (oder die alte ägypt. Ä.) beginnt mit dem babylon. König Nabonassar, 26. Febr. 747 v. Chr., und zählt bis 12. Nov. 324, wo sich die Philippische Ä. oder die Ä. von Alexanders Tode anschließt. 4) Ä. der Seleukiden in Syrien, Beginn Herbst des J. 312 v. Chr., in welchem Seleucus I. Nikator Babylon in Besitz nahm, bei den Juden bis ins 11. Jahrh. in Gebrauch. Neben ihr bestanden noch andere Ä., wie namentlich die zu Antiochia angewandte Cäsarianische oder Antiochische Ä., von 49 v. Chr. an. 5) Diokletiānische Ä., mit dem Regierungsantritt Diokletians 29. Aug. 284 n. Chr. beginnend, wegen der in ihr 19. Jahr fallenden Christenverfolgung auch Märtyrer-Ä. genannt, in Ägypten bis auf die Araber üblich, bei Kopten und äthiop. Christen noch im kirchlichen Gebrauch. 6) Ä. der ersten franz. Republik, mit 22. Sept. 1792 beginnend, 5. Okt. 1793 eingeführt, 1. Jan. 1806 von Napoleon I. abgeschafft.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 86.
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