Apokrýphen

[81] Apokrýphen, apokryphische Schriften (grch., d.h. verborgene), bei Juden und Christen religiöse Schriften, die man aus irgendeinem Grunde den »kanonischen« Büchern nicht gleichsetzen wollte. – Zu den A. des A. T. gehören alle Bücher, die beim Abschluß des Kanons nur in griech. Sprache vorlagen (die Bücher der Makkabäer, das Buch Judith, Tobias, Jesus Sirach, Weisheit Salomos, Baruch und einige Zusätze zu Esra, Daniel und Esther). Viele davon gingen mit der griech. Bibel in die christl. Kirche, nachmals auch in die lat. und (als Anhang) in die luth. Bibel über. In der röm. Kirche hießen sie libri ecclesiastici (kirchliche Lesebücher) und wurden seit dem 4. Jahrh. durch die Praxis, ausdrücklich aber erst zu Trient im 16. Jahrh. den kanonischen Büchern gleichgestellt; in der griech.-kath. Kirche geschah dies erst 1672. Die [81] reform. Kirche schließt die A. ganz aus. – Die A. des N. T. sind durchweg phantastische, zum Teil allerdings schon ins 2. Jahrh. zurückreichende Erdichtungen (pseudonyme Evangelien und Apostelgeschichten), daher schließlich alle aus dem N. T. verbannt (hg. von Lipsius und Bonnet, 1891 fg.). – Vgl. Lipsius (3 Bde., 1883 – 90).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 81-82.
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