Baur [2]

[165] Baur, Ferd. Christian, prot. Theolog, geb. 21. Juni 1792 in Schmiden bei Cannstatt, seit 1826 Prof. in Tübingen, gest. das. 2. Dez. 1860. Seine epochemachenden kirchenhistor. Forschungen setzten ein mit der Kritik der Überlieferung über das älteste Christentum. B. wies nach, daß im Urchristentum durch den Eintritt des Paulus mit einer gesetzesfreien Auffassung des Evangeliums Jesu lebhafte Kämpfe entfesselt wurden, aus denen um die Mitte des 2. Jahrh. durch Ausgleichung des juden- und heidenchristl. (paulinischen) Standpunktes die Kompromißbildung des kath. Christentums hervorging. Hauptschriften: »Lehrbuch der christl. Dogmengeschichte« (3. Aufl. 1867), »Paulus, der Apostel Jesu Christi« (2. Aufl., 2 Bde., 1867), »Kritische Untersuchungen über die kanonischen Evangelien« (1847), »Das Christentum und die christl. Kirche der drei ersten Jahrhunderte« (3. Aufl. 1863) etc. Die von B. begründete Richtung heißt die Tübinger Schule. Hauptvertreter: Strauß, Schwegler, Zeller, Köstlin, Hilgenfeld, Hausrath, Pfleiderer. Organ waren die »Theol. Jahrbücher« (1842-57). – Vgl. Baur, »Die Tübinger Schule« (2. Aufl. 1860), Weizsäcker (1892).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 165.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika