Wiclif

[979] Wiclĭf (Wiclef, Wycliffe), John, engl. Reformator, geb. um 1324 in der Grafsch. York, 1361 Vorsteher des Balliol College zu Oxford, seit 1374 zugleich Pfarrer zu Lutterworth in Leicester, trat zunächst gegen die päpstl. Finanzansprüche an England und die Verderbnis des Klerus, dann gegen Verfassung und Dogma des päpstl. »Antichristentums« überhaupt auf und forderte die Wiederherstellung der reinen christl. Lehre auf Grund der Heiligen Schrift, die er ins Englische übersetzte, sowie die Bildung einer von Rom unabhängigen, demokratisch aufgebauten Nationalkirche; 1382 von der Synode zu London verdammt, wurde er von Hof und Parlament beschützt; gest. 31. Dez. 1384; das Konstanzer Konzil erklärte ihn 1415 für einen Ketzer, seine Gebeine wurden 1428 verbrannt, seine Anhänger, die Wiclifiten, ausgerottet. W.s zahlreiche theol. und philos. Schriften blieben meist ungedruckt, bis Arnold »Selected English Works of J. W.« (3 Bde., 1869) herausgab; seit 1882 betreibt die engl. Wyclif-Society die Veröffentlichung seiner wichtigsten Schriften. – Biogr. von Lechler (2 Bde., 1873), Loserth (»Hus und W.«, 1883), Buddensieg (1885), Fürstenau (1900).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 979.
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