Getreide

[676] Das ungar. Ackerbauministerium berechnet bez. schätzt die Getreideernte der Erde für 1903 auf 2971, für 1904 auf 2824 Mill. dz. auf die einzelnen Getreidearten entfielen:

Getreide. Getreideernte der Erde.
Getreide. Getreideernte der Erde.

Die Anbauflächen (in 1000 ha) betrugen 1903:

Getreide. Anbauflächen (in 1000 ha) i. J. 1903.
Getreide. Anbauflächen (in 1000 ha) i. J. 1903.

Hiernach werden Rogen, Hafer, allenfalls auch Gerste in den kältern Ländern, Weizen und Mais in den wärmern angebaut. Mangel bez. Überfluß werden durch Ein- bez. Ausfuhr ausgeglichen. In Deutschland betrug der Verbrauch von G. (Ernte und Einfuhr nach Abzug der Ausfuhr) in 1000 t bez. auf den Kopf der Bevölkerung in Kilogramm:

Getreide. Ernte und Einfuhr nach Abzug der Ausfuhr in 1000 t pro Kopf der Bevölkerung in Kilogramm.
Getreide. Ernte und Einfuhr nach Abzug der Ausfuhr in 1000 t pro Kopf der Bevölkerung in Kilogramm.

Im J. 1900 verbrauchte Frankreich 116,5 Mill. hl Weizen (pro Kopf 2,9 hl = 219 kg), 1903 die Ver. Staaten von Amerika pro Kopf an Weizen 5,81 Bushel (172 kg), an Mais 19 Bushel (524) kg).

Festgelegt sind als rechnungsmäßiges Gewicht in Deutschland für 1 hl Weizen 76,50, Roggen 72,75, Gerste 63, Hafer 45,25, Buchweizen 58,75 kg; in den Ver. Staaten von Amerika 1 Bushel Weizen 60, Roggen 56, Gerste 48, Hafer 32, Mais 56 Pfd.

Über die Ein- und Ausfuhr von G. eine richtige Übersicht zu geben, ist sehr schwer, da die Anschreibungen nach sehr verschiedenen Methoden erfolgen, hier nur den Spezialhandel, dort den Generalhandel, bald nur die Werte, bald nur das Gewicht veröffentlichen. In den Industriestaaten, die größtenteils ihren Bedarf an G. nicht selbst decken, werden große Posten von G. nicht bloß für den innern Bedarf eingeführt, sondern auch als Mehl verarbeitet wieder ausgeführt, so daß bei dem Getreidehandel auch hierauf Rücksicht zu nehmen ist. Hierzu kommen noch die großen Schwankungen der Ernte, die für Ein- wie Ausfuhr in den einzelnen Jahren meist sehr abweichende Werte ergeben. Für Deutschland ist die Ein-und Ausfuhr von G. u. a. in Tausend Tonnen in der Tabelle A angegeben.

Mit Einschluß der Kleie (Einfuhr 908.319 t = 72 Mill. M, Ausfuhr 8177 t = 0,7 Mill. M) betrug 1903 in Deutschland die Einfuhr für den innern Bedarf 7.716.000 t (763 Mill. M), die Ausfuhr 678.000 t (86 Mill. M).

Berechnet wurde 1903 für Getreide und Mehl:


Getreide. Menge (in 1000 t) und Wert (in Mill. M) der Ein- und Ausfuhr.
Getreide. Menge (in 1000 t) und Wert (in Mill. M) der Ein- und Ausfuhr.

Vielfach mußten bei einzelnen Ländern die Gewichtsmengen in Wertsummen umgerechnet erden, doch werden für Italien, Niederlande, Rußland, Belgien und Argentinien die Wertsummen der Tabelle B, in der der Handel in den wichtigern Ein- und Ausfuhrländern für 1904 zusammengestellt ist, nur annähernd richtig sein. Ferner führt die Türkei für 739.000 M Roggen und Roggenmehl aus, Schweden für 10,885 Mill. ein, Italien für 29,572 Mill. Mais ein und für 5,373 Reis aus. Die Ausfuhr von Weizen betrug in Ostindien 16,211, von Hafer 1,68, die Einfuhr von Reis 119 Mill. M; Japan führte für 71,333 Mill. M, China für 2,247 Mill. M aus; die Einfuhr von Hafer und Reis betrugen in Australien 4,507 und 4,868 Mill. M.

Über die Gewinnung in den trop. und subtrop. Ländern (China, südl. Asien, Mittelamerika) und den Mittelmeerländern (Türkei, Spanien) fehlen zuverlässige Nachrichten. Für 1903 wird die Gewinnung von Reis in Italien auf 9.660.000 hl berechnet. – Die jährl. Einfuhr von Hirse beträgt in Deutschland im Durchschnitt rund 1,2 Mill. M, die Ausfuhr etwa nur 10.000 M.

Preise. Obgleich die Produktionskosten sehr verschieden sind, ist doch für den Getreidehandel der Weltpreis bez. sein Steigen oder Fallen maßgebend geworden. Für den Inlandpreis spielt eine volle, halbe oder Mißernte aber noch immer eine gewisse Rolle; bei der Ein- wie Ausfuhr entscheidet der Weltpreis mit Zuschlag der Transportkosten. Es betrugen die Großhandelspreise:

Getreide. Großhandelspreise einzelner Getreidearten.
Getreide. Großhandelspreise einzelner Getreidearten.

Diese für die gleiche Sorte ermittelten Jahresdurchschnittspreise (1905 bis zur Mitte des Jahres) weichen in den einzelnen Landesteilen mitunter erheblich voneinander ab. In Berlin sind die Preise etwas höher als im Osten, dagegen niedriger als im Westen und Süden des Reichs. Noch größern Einfluß als die Transportkosten üben Güte und Lieferzeit aus. So wurden Ende 1905 in Berlin gehandelt pro Tonne in Mark: Weizen, märkischer 175-177, ab Mai 187,75; Roggen 160-165; Gerste, gute deutsche 154-164, russische schwere 144-158, leichte 141-143, amerikanische 136-138; Hafer, deutscher 168-178, russischer 154-159, amerikanischer 156-160; Mais, amerikanischer, unrein 131-133, runder 135-137; Weizenmehl 00 pro Doppelzentner 22,5-24,5; Roggenmehl 0 und 1 zu 21,4-23,3; Weizenkleie 10,2-11; Roggenkleie 10,6-11 M.

A. Der Getreidehandel im Deutschen Reich in Tausend Tonnen.

Getreide. A. Der Getreidehandel im Deutschen Reich in Tausend Tonnen.
Getreide. A. Der Getreidehandel im Deutschen Reich in Tausend Tonnen.

B. Der Wert des Getreidehandels 1904 in Tausend Mark.

Getreide. B. Der Wert des Getreidehandels 1904 in Tausend Mark.*Bedeutende Wiederausfuhr.
Getreide. B. Der Wert des Getreidehandels 1904 in Tausend Mark.*Bedeutende Wiederausfuhr.
Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 676-677.
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