Servietten

[214] Servietten, eine Erfindung, die in Rom erst zu den Kaiserzeiten aufkam; anfänglich war es dort Sitte, daß jeder die seinige mitbrachte. Dieselben bestanden aus seinen Linnen mit Gold und Purpursäumen. Die Parasiten, d. h. geduldete Tischfreunde, benutzten oft die S. zum Einpacken übrig gebliebener Speisen. Später scheinen die S. wieder außer Brauch gekommen zu sein, und man breitete nur zwei Tischtücher übereinander, wovon das eine als S. diente. In Frankreich fertigte man die ersten S. zu Rheims und machte Karl VII. ein Geschenk damit, während der Regierung des prachtliebenden Heinrich III. von Frankreich, war es schon Sitte sie zu parfümiren und in zierliche Formen zu brechen. Sie standen in einem als Korb, Schiff etc. geformten silbernen Gefäß auf der Tafel und wurden von den Dienern herumgereicht. Die Spartaner legten neben jeden Gast ein Stück Brodkrume, um die Hände abzutrocknen. Die Celten bedienten sich hierzu der Strohbunde, auf[214] denen sie saßen; die Samojeden, die nur geringe Begriffe von Reinlichkeit haben, nehmen ein Bündel dünn geschabter Birkenfasern zum Reinigen nach dem Essen, – nur in London behilft man sich noch an vielen Orten ohne diese traditionelle Wäsche, denn der Gebrauch der S. ist bei den engl. Diners noch nicht allgemein eingeführt. Ehe die S. von Leinwand fabrizirt wurden, nahm man grobe Stücke wollenen Zeuges, dann kam der Zwillich und endlich der Damast. Die Morgenländer nehmen als S. seidene Tücher. Die Theeservietten bei uns sind eine noch jugendliche Mode, aber gar hübsche Idee und wie bekannt kleiner als die gewöhnlichen, meist auch mit Franzen besetzt. Die großen Theeservietten zum Aufbreiten hat man am liebsten in battistgrauem Grunde. Die seidenen, farbigen, sind nicht so fashionabel. Noch sei hier ein Mittel angeführt, um rothe Weinflecken aus weißen S. oder überhaupt Tischzeug zu machen: Man bestreiche den Fleck auf frischer That mit Talglicht, weiche ihn dann über Nacht in lauer Milch ein und den Morgen darauf wird er sich leicht herauswaschen.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 214-215.
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