Thümmel, Moritz August von

[124] Thümmel, Moritz August von. Pope's »Lockenraub« veranlaßte diesen berühmten deutschen Dichter und Prosaisten, sich zwischen seine eigenen jugendlichen Locken ein Lorbeerkränzchen zu winden, das lustig flatterte im Wehen des Zephyrs, scherzend umwallt von hundert Amoretten. Vom obigen Gedichte Pope's geweckt, beschenkte nämlich seine Muse 1764 die zu jener Zeit noch so ernste und gravitätische deutsche Nation mit dem komischen Heldengedichte in Prosa: »Wilhelmine oder der vermählte Pedant,« – eine muthwillig-neckende Echo, darob Deutschlands stolze, kritische Wälder gewaltig das Haupt schüttelten. Ebenso artig erfunden, so schelmisch lächelnd und überfließend von gefälligem Muthwillen ist seine: »Inoculation der Liebe,« eine poetische Erzählung in Briefform, welche 1771 erschien, aber weniger Aufsehen machte Sein Hauptwerk jedoch ist seine: »Reise in die mittägigen Provinzen von Frankreich,« welche von 1791–1805 in zehn Bänden erschien, und zugleich Roman und Reisebeschreibung alle Zauber der Rede, der Darstellung und Farbenmischung entfaltet, wie sie nur deutsche Gemüthlichkeit und französische Leichtigkeit im seltensten Bunde hervorbringen konnte – Geb 1738 auf dem Rittergute Schönefeld bei Leipzig, gewann T. während seiner Studenjahre in Leipzig Gellert's Freundschaft und die Bekanntschaft von Weiße, Rabener und von Kleist 1768 wurde er wirklicher Geheimrath und Minister des Herzogs Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg. Sieben Jahre später bereiste er Frankreich und einen Theil Italiens, und lebte bis zu seinem Tode (1817) von 1783 an in glücklicher Zurückgezogenheit theils in Gotha, theils auf seinem Gute Sonneborn. Eine Sammlung seiner Werke erschien zu Leipzig 1821.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 124-125.
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