Analogie

[31] Analogie (analogia): Proportionalität, Ähnlichkeit, Gleichheit der Beziehungen, Übereinstimmung. So bei ARISTOTELES (Eth. Nic. V 6, 1131 a 31; Phys. IV 8, 215 b 29). So auch bei QUINTILIAN. Die Scholastiker unterscheiden »analogia proportionis« und »analogia attributionis«. TETENS definiert Analogie als »Einerleiheit in den Verhältnissen der Beschaffenheit« (Phil. Vers. I, 20). Analogie ist nach KANT »eine vollkommene Ähnlichkeit zweier [31] Verhältnisse zwischen ganz unähnlichen Dingen« (WW. IV, 106). Nach LIPPX sind Analogien »Urteilsübertragungen oder Übergänge einer Vorstellungsnötigung von Ähnlichem auf Ähnliches« (Gr. d. Seel. S. 459). HÖFFDING bestimmt die Analogie als »qualitative Beziehungsgleichheit« (Relig. S. 63). JERUSALEM: »Oft erweckt eine Beziehung zwischen Vorstellungen den Gedanken an eine früher bemerkte ähnliche Beziehung. Die Identification solcher Beziehungen nennen wir Analogie« (Lehrb. d. Psych.3, S. 79). Daß die Analogie allem poetischen und philosophischen Schaffen, ja schon unserer naiven Weltconception zugrunde liegt, betont besonders A. BIESE. »Was wir an uns und in uns erleben, gibt uns den Maßstab für alles von außen auf uns Eindringende« (Ph. d. Metaph. S. 72). Die Analogie, das »Metaphorische«, baut die Brücke zwischen Außen- und Innenwelt (l.c. S. 74). Diese Nötigung, unser Innensein auf die Dinge der Außenwelt zu übertragen, ist das Metaphorische im engeren Sinne, das Anthropocentrische, ein Gesetz unserer seelischen Organisation (l.c. S. 218). So ist denn auch die Sprache (s. d.) metaphorisch (l.c. S. 40; so auch NIETZSCHE, MAUTHNER). Vgl. Object, Introjection, Analogieschluß.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 31-32.
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