Jacoby, Günther

[290] Jacoby, Günther, geb. 1881 in Königsberg, Privatdozent in Greifswald. Der Sinn des »Pragmatismus« ist es, Wissenschaftslehre zu sein. Für den P. ist eine Philosophie um so wertvoller, je wertvoller ihr Zweck ist und je vollkommener sie diesen Zweck erreicht. Der Sinn des Pragmatismus ist »Umsetzung in Tat«. Der Streit um die Wahrheit ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist die Umgestaltung des philosophischen Wissenschaftsbetriebes. Pragmatisch ist die Bildung unserer Aussagen mit Rücksicht auf die Verwendung, deren sie fällig sind. Das Wesentliche der Wahrheit liegt darin, daß sie uns »auf Verhaltungsweisen führt«. »Die Abbildung, die Übereinstimmung mit den Ereignissen ist mir ein Mittel zu diesem letzteren Zweck.« Aber Wahrheit selbst bedeutet nicht das Hinführen, sondern die Beziehung zu einem Tatbestand. Der Wert einer Wahrheit besteht darin, was ich mit ihr anfangen kann; die Wahrheit an sich selbst hat keinen Wert, Die wahrsten Urteile sind uns aber die unentbehrlichsten. Die Bewahrheitung nach der Zukunft ist die eigentlich pragmatistische. »Jede Wahrheit, wenn wir sie bilden, bilden wir sie mit Rücksicht auf eine tatkräftige Verwendung in der Zukunft.« Der Sinn aller Wissenschaften ist es, »Einschub zu sein zwischen einer Handlung und ihrem Anreiz; hinüber zu führen von einer vielleicht noch unvollkommenen Weise des Handelns zu der vollkommeneren Weise«. Vor diesen Endzweck schiebt sich aber eine Menge vorläufiger Mittelzwecke. In der Wissenschaft besteht die Verrichtung einer Wahrheit, zunächst wenigstens, im Weiterführen zu neuen Wahrheiten.

SCHRIFTEN: Herders Kalligone und ihr Verhältnis zu Kants Kritik der Urteilskraft, 1906. – Herders und Kants Ästhetik, 1907. – Der Pragmatismus, 1909.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 290.
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