Karneades von Kyrene

[344] Karneades von Kyrene, lebte zwischen 214 und 129 v. Chr. Mit dem Stoiker Diogenes und dem Peripatetiker Kritolaos kam er als athenischer Gesandter um 156 v. Chr. nach Rom. Schriften von ihm sind nicht vorhanden.

K. ist der Stifter der dritten Akademie und vertritt einen gemäßigten Skeptizismus, indem er vor allem die Stoische Philosophie bekämpft. Die Argumente für das Dasein eines Gottes sind unhaltbar, wenn es auch für die Praxis von Nutzen ist an die Götter zu glauben. Ein festes Kriterium der Wahrheit existiert nicht und die Beweisführung ist ohne feste Grundlage, da sie ins Unendliche führt; die »kataleptische« Vorstellung (s. Stoiker) verbürgt nicht die Wahrheit. Eine völlige Urteilsenthaltung aber würde das Handeln beeinträchtigen; dieses bedarf der Wahrscheinlichkeitsannahmen. Drei Grade der Wahrscheinlichkeit gibt es: 1. Die Vorstellung, Meinung ist schlechthin wahrscheinlich (pithanê) ; 2. sie ist in Beziehung zu anderen Vorstellungen wahrscheinlich und widerspruchslos (pithanê kai aperistatos); 3. sie ist zugleich erhärtet (p. kai a. kai periôdeumenê; Seit. Empir., adv. Mathem. VII, 166).

Vgl. DIOG. LAËRT. LV, 62 ff. – CICERO, Tuscul. disput, Academ., De natur. Deor. u. a. – SEXTUS EMPIR., Adv. Mathem. – R. RICHTER, Gesch. d. Skeptizismus I.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 344-345.
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