Lautere Brüder

[388] Lautere Brüder (Ichwân es safâ, Brüder der Reinheit), ein arabischer Geheimbund, aus dem im 10. – II. Jahrhundert eine Enzyklopädie von 51 Büchern hervorging.

Der Standpunkt der L. B. ist ein Eklektizismus mit starkem neupythagoreisch-neuplatonischen Einschlag und im Einzelnen mit Aristotelischen Anschauungen. Die Weltanschauung ist hier die des Emanationssystems. Aus der göttlichen Einheit geht der Geist, aus diesem die Weltseele hervor, usw. bis zu den stofflichen Dingen, wobei jede Emanationsstufe einer Zahl entspricht. Die Zahlen sind die Urbilder der Dinge, die zusammen ein harmonisches, überall zusammenhängendes System bilden. Die Natur ist eine von den Kräften der Allseele, die von derselben in alle Körper unter dem Monde ausgestreut ist und alle ihre Teile durchdringt. Sie ist ein Engel Gottes, eine Dienerin desselben, denn Gott wirkt nicht direkt. Die Welt ist ein Organismus, ein »Mensch im Großen«. Die Allmaterie ist der absolute Körper, aus[388] dem die Gesamtheit der Welt stammt. Die (vier) Elemente sind Naturkörper, von denen einer in den ändern sich verwandelt (z.B. die Luft in Wasser). Die von der Materie freien Formen sind ewige Substanzen; zu ihnen gehört die menschliche Seele, die nicht getrennt von der Allseele besteht.

Vgl. F. DIETERICI, Die Philosophie der Araber im X. Jahrhundert, 1865 ff. – Die Abhandlungen der Ichwân es safâ, 1883 ff.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 388-389.
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