Milhaud, Gaston

[471] Milhaud, Gaston, Prof. in Paris.

M. steht in seinen Ansichten Poincaré und dem Pragmatismus nahe. Es gibt wohl eine mathematisch-logische Gewißheit, die aber, je strenger sie ist, desto weniger objektiv ist. Die logische Gewißheit beruht auf dem Satze des Widerspruches und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Die mathematische[471] Gewißheit ist ebenfalls subjektiver Art, da sie auf Schöpfungen des Geistes zu Zwecken der Exaktheit beruht, auf (empirisch beeinflußten) fiktiven Begriffen oder Symbolen von Selektionswert, welche die Wissenschaft fördern. Die Wirklichkeit selbst enthält nicht, die festen Relationen und den Determinismus der Wissenschaft.

SCHRIFTEN: Essai sur les conditions et les limites de la certitude logique, 1894; 2. éd. 1898. – Le Rationnel, 1898. – Le positivisme et les progrès de l'esprit, 1902. – La connaissance mathématique et l'idalisme transcendental, Revue de mét. et de morale XII, 1904, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 471-472.
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