Ward, James

[802] Ward, James, geb. 1843 in Hull, seit 1897 Prof. in Cambridge. W., der u. a. von Herbart beeinflußt ist, ist ein Gegner des Naturalismus und Materialismus und lehrt einen spiritualistischen, voluntaristischen Monismus, der in manchem an Wundt erinnert. In erkenntnistheoretischer Beziehung steht W. dem Pragmatismus nahe, insofern er das Denken als Willensfunktion und als durch Zwecke und Interesse bestimmt ansieht; vermittelst einer subjektiven Selektion bevorzugt das Bewußtsein besondere Inhalte. Die[802] psychische Grundtätigkeit ist das Wollen (Streben). Die äußere Erfahrung ist mit der innern untrennbar verbunden, Objekt und Subjekt sind Gegensätze, die in das Bewußtsein selbst fallen. Unmittelbar aufgefaßt ist die Wirklichkeit qualitativ-psychischer Art, sie besteht aus Individuen mit wirklichen Aktionen und Reaktionen, mit einem zweckbestimmten Streben und Wollen, mit Vorstellungen, die unmittelbar selbst als Objekte aufgefaßt und durch den »intersubjektiven« Verkehr zu transsubjektiven, aber nicht absolut transzendenten Dingen werden, da sie ein (mit und in den Individuen gegebenes) Subjekt voraussetzen. Die quantitativ-mechanistische Naturauffassung ist relativ berechtigt und notwendig, aber doch nur eine abstrakte, einseitige, hypothetische Weltauffassung, die metaphysisch durch eine immanente Teleologie und einen Voluntarismus zu ersetzen ist, welcher in aller Kausalität eine Analogie zu unserer Willenswirksamkeit erblickt und die Wirklichkeit aus psychischen Einheiten aufgebaut denkt.

Schriften: Psychology, Encycl. Brit. IX. ed. Supplement, l. c. X. ed. – Naturalism and Agnosticism, 1899; 3. ed. 1907 (Hauptwerk). – Abhandlungen: A General Analysis of Mind, Journ. of. Specul. Philos. XVI, 1882; Objects and their Interaction, l. c. XVII, 1883. – Psychological Principles, Mind VII, 1883; XII, 1888. – The Progress of Philos., Mind XV, 1890. – Assimilation and Association, Mind, N. S. II – III, 1893-94. – The Present Problems of General Psychol., Philos. REV. XIII, 1904. – Mechanism and Morals, Hibbert Journal, 1905, u. a. – Über Ward vgl. Mind XII; N. S. IX.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 802-803.
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