Ward, Lester Frank

[803] Ward, Lester Frank, geb. 1841 in Joliet (Illinois), Geolog und Soziolog, von Comte, Spencer u. a. beeinflußt. Die sozialen Tatsachen erklärt er aus psychischen Kräften, besonders aus Gefühlen, Interessen, Strebungen, Bedürfnissen. Das Streben ist die psychische Grundtätigkeit (Voluntarismus) und damit auch die wahre soziale Kraft (»feeling conative« und »intellect telic« als primäre soziale Agentien). Die psychischen Vorgänge sind zielstrebig, zielen auf die Befriedigung von Bedürfnissen, teils unmittelbar, teils vermittelst des Intellekts. Die soziale Statik hat es mit der Bewirkung eines Gleichgewichtes unter den Kräften der menschlichen Gesellschaft zu tun; die soziale Dynamik zielt auf die Organisation der Glückseligkeit ab. In der Gesellschaft ist auch das Gesetz des kleinsten Kraftmaßes wirksam. Die sozialen Kräfte sind teils physischer, teils geistiger Art (Sittlichkeit usw.). Der menschliche Geist unterwirft sich aktiv die Natur, er beherrscht auch die Selektion und führt die Gesellschaft der Vervollkommnung zu (»Sociocracy«). deren Mitteln die angewandte Soziologie erforscht, während sich die reine Soziologie mit Ursprung, Wesen und Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt.

Schriften: Dynamic Sociology, 1883 ff. – Outlines of Sociology, 1898. – The psychic Factors of Civilization, 1893. – Pore Sociology, 1903; deutsch 1907 f. – Applied Sociology, 1907. – Soziologie von heute, 1901. – Abhandlungen im »Mind«, »Intern. Journ. of Ethics«, »Amer. Journ, of Sociology«.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 803.
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