Niederlage des Regulus in Afrika


2. Niederlage des Regulus in Afrika.

[315] Nachdem bei einem voraufgehenden Treffen (cap. 30) die Karthager geschlagen waren, weil sie auf einem für ihre Reiter und Elefanten ungangbaren Terrain den Kampf annahmen, soll der Spartaner Xanthippus sie belehrt haben, wie sie die Römer besiegen müßten. Er wählte eine freie Ebene zum Schlachtfeld, hatte seine 100 Elefanten vor die Front der Infanterie und die Reiter mit den Leichtbewaffneten auf beide Flügel. So wie wir die Elefanten aus der Schlacht am Hydaspes kennen, hatte diese Aufstellung die Gefahr, daß die Elefanten durch die feindlichen Geschosse zurückgetrieben, die hinter ihnen stehende eigene Phalanx in Unordnung brachten. Die Römer, die die Elefanten jetzt aus wenigstens vier Schlachten kannten und bei Agrigent jüngst eine große Anzahl erbeutet hatten, wußten, wie man sich ihrer zu erwehren hatte. Sie stellten Wurfschützen ins Vortreffen und dahinter die Infanterie außergewöhnlich tief, damit sie nicht von den Elefanten durchbrochen werden könne. Diese Aufstellung lobt Polybius ausdrücklich als geeignet für den Kampf gegen die Elefanten. Dennoch verloren die Römer die Schlacht durch die große Überlegenheit der feindlichen Kavallerie (4000 gegen 500), die, nachdem sie die römische verjagt, der Phalanx in den Rücken fiel.

3. Obgleich nach der ausdrücklichen Aussage des Polybius es nicht die Elefanten, sondern die Reiter gewesen sind, die die Niederlage des Regulus in Afrika herbeigeführt hatten, so soll doch nach seiner weiteren Erzählung (cap. 39) die Furcht vor den Elefanten die Römer zwei Jahre abgehalten haben, sich in eine Landschlacht auf Sizilien einzulassen. Endlich getrauten sich (cap. 40) die Karthager ihrerseits, die Römer unmittelbar vor Palermo, an dessen Befestigungen sie sich anlehnten, anzugreifen. Mit Pfeilen, Wurfspießen und Lanzen, zum Teil von den Mauern aus geschossen und geworfen, verwundeten die Römer die Elefanten der Karthager so sehr, daß[315] sie sie auf ihre eigenen Leute zurücktrieben und diese, in Unordnung gebracht, nunmehr von den Römern, die mit frischen Truppen einen Ausfall aus der Stadt machten, geschlagen wurden.

4. Die Schlacht, in der Hamilkar die meuterischen Söldner besiegt, (cap. 76), ist unverständlich. Im allgemeinen wird wiederholt hervorgehoben, daß es die Elefanten sind, mit deren Hilfe die Karthager endlich in dem gefährlichen Krieg die Oberhand behalten.

5. Daß auch die Zahlangaben aus dem ersten punischen Kriege besonders die ungeheuren Flotten, die beide Parteien aufgestellt haben sollen, den stärksten Bedenken unterliegen, hat BELOCH, Bevölkerung 5. 379 und S. 467 dargetan. Fabius Pictor hat die überlieferte Schiffszahl, die auch viele kleine Schiffe umfaßte, als lauter Penteren aufgefaßt und danach die Menge der Besatzung berechnet.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1920, Teil 1, S. 315-316.
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