Die Heruler.

[372] Procop, bell. Pers. II, 25, S. 266, erzählt von den Herulern im römischen Dienst, sie trugen weder Helme noch Panzer, sondern bloß einen Schild und einen dicken Rock; ihre Knechte mußten sogar ohne Schild in den Kampf gehen, der ihnen verliehen wurde, wenn sie durch eine tapfere Tat ihre Mannhaftigkeit bewiesen.

Die Heruler erscheinen hier mit ihrem dicken Rock besser gerüstet als die Urgermanen. Der Geschichte von den Knechten vermag ich aber keinen Glauben zu schenken. Solange die Knechte keinen Schild hatten, werden sie nicht Kombattanten gewesen sein, sondern bloße Begleiter der eigentlichen Krieger. Die Verleihung des Schildes bedeutete dann, daß ein Knecht, dem man das Rechte zutraute, unter die Krieger aufgenommen wurde.

Zur 3. Auflage. A. MÜLLER im Philologus 1912 S. 102 und MASPERO in d. Byzantin. Zeitschr. 1912 S. 97 haben neuerdings dem Heereswesen Justinians Untersuchungen gewidmet. MASPERO unterscheidet φοίδερᾶτοι, σύμμαχοι und στρατῶται. Der alte Name der Föderaten wurde jetzt auf die barbarischen Reisläufer angewendet, die sich einzeln für den römischen Dienst hatten anwerben lassen, unter römischen Führern[372] standen, aber doch besondere Corps bildeten. σύμμαχοι sind, was früher die Föderaten waren; sie kamen unter eigenen Führern auf Grund eines völkerrechtlichen Vertrages. στρατιῦται sind im Reiche selber angeworben oder ausgehoben. MÜLLER untersucht systematisch das ganze Heereswesen. Wenn er einmal sagt, Justinian sei, ohne sich zu schämen und ohne die Folgen zu fürchten, den Soldaten den Sold schuldig geblieben und sich dafür auf die hist. arcana beruft, so ist das eine starke Verkennung sowohl des Werts dieser Quelle, wie des Charakters des Kaisers und des Reiches. Justinian hätte sicherlich nichts lieber getan, als seine Soldaten zu bezahlen – aber woher nehmen?

Das Regiment hieß im justinianischen Heer κατάλογος; dessen Unterabteilung λόγος identifiziert nach Müller, Procop mit Legion: ein neuer Beitrag, wie sehr die Bedeutung dieses Wortes herabgesunken ist.[373]

Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1921, Teil 2, S. 372-374.
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