Die Schlacht bei Muret.

12. September 1213.

[430] König Peter von Aragonien kam dem Grafen von Toulouse zu Hilfe, der als Albigenser von den Kreuzfahrern unter Simon von Montfort schwer bedrängt wurde. Peter berannte die feste Stadt Muret oberhalb Toulouse an der Garonne. Simon warf sich in die belagerte Stadt, machte aus ihr einen Ausfall und schlug die Belagerer, die sich überraschen ließen, in die Flucht.

Da wir zufällig viel Erzählungen von dem Ereignis haben, so ist es auch vielfach behandelt worden, eine besondere kriegsgeschichtliche Bedeutung hat es jedoch nicht, es sei denn vermöge der vielen wunderlichen Theorien über mittelalterliche Taktik, die gerade auf dieses Gefecht aufgebaut worden sind.

Die Quellen berichten, daß Simon aus seinen Rittern drei ordines oder acies oder batailles im Namen der heiligen Dreieinigkeit gebildet habe. Dasselbe berichtet auch eine Quelle von König Philipp August in der Schlacht bei Bouvines. Hieraus schließt KÖHLER (I, S. 144, vgl. S. 105), »daß unter ordines die Treffen gemeint sind, geht aus dem Zusatz im Namen der heiligen Dreifaltigkeit hervor«. Die Bündigkeit dieses Schlusses dürfte solange anzuzweifeln sein, als nicht die Analogie zwischen einer Treffenordnung (d.h. hintereinander) und der heiligen Dreieinigkeit näher dargelegt ist.

Derselbe Autor berechnet das Heer Montforts auf kaum 800 Reiter, zum kleineren Teil Ritter, das Heer Peters auf etwa 40000, wovon[430] 38000 zu Fuß. »Man muß jedoch, fügt er hinzu S. 101, sorgfältig vermeiden, zu sagen, er (Montfort) habe mit 800 Reitern 40000 Mann gegenübergestanden, weil das Fußvolk in der Schlacht kaum mitzuzählen ist. Nach Wilhelm Brito war übrigens der Ketzerfürst sogar 200000 Mann stark.«

Der Verlust der Kreuzfahrer belief sich schließlich nach KÖHLER (S. 116) auf einen Ritter und sieben Sergeanten, der Verlust der Gegner auf 20000.

Wem nur ein gläubiges Gemüt gegeben ist, bei dem verschlägt es nichts, ob er sein Leben am Studiertisch oder in der Praxis des Waffenhandwerks zugebracht habe.

Neuerdings ist das Treffen behandelt worden von DIEULAFOY, La bataille de Muret. Paris 1899. 44 S. Mémoires de l'acad. des inscriptions. T. 36. Bespr. v. KIENER, D. Lit-Z. 1900. Nr. 26, 23. Juni.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 430-431.
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