I. Unter Juda Makkabi.

[563] 1. Die Vorbereitung zur Tempelweihe und die Beseitigung der Bildsäulen aus dem Tempel 3. Kislew (20). Das Wort אתאומיס ist nichts anderes als σƞμαῖαι im Sinne von Bildsäulen überhaupt, wie es Josephus gebraucht (j. Kr. II. 9, 2), und אתרד ist dasselbe wie אתרזע, wie es noch das Scholion hat; die syrische Version übersetzt konstant רצח mit אתרד. Gerade an dieser Stelle hat der Scholiast eine richtige Motivierung: die Griechen hatten Bildsäulen im Tempelvorhofe aufgestellt, und die Hasmonäer haben sie – zweiundzwanzig Tage vor der Tempelweihe – hinweggeräumt: תיב די הרבגשכו הרזעב תואומיס םינוי ונבש ינפמ םשמ םואיצוהו םולטב יאנומשה. Auch das I. Makkabb. erzählt von unreinen Steinen, welche die Tempelreiniger nach einem unreinen Platz hinweggeschafft haben; καὶ $ραν τοὺς λίϑους τοῠ μιασμοῠ εἰς τόπον ἀκάϑαρτον (4, 43). Diese unreinen Steine unterscheidet das Makkabb. ausdrücklich von den verunreinigten Steinen des Altars, [563] über welche erst Beratung gepflogen wurde, was damit geschehen sollte, und der Beschluß war, sie nicht gleich jenen Steinen an einen unreinen Ort zu versetzen, sondern sie aufzubewahren, bis der Prophet (Elia) kommen werde, darüber zu entscheiden (das. 44-46; vergl. Middot 1, 6). Die unreinen Steine waren also nichts anderes, als steinerne Bildsäulen, welche die syrische Zwingherrschaft in den Tempelvorhof hatte stellen lassen. Hierher muß man auch das Scholion zu 8, 1 ziehen, das an eine unrechte Stelle geraten ist, es bedarf aber der Emendation, wovon man sich beim ersten Blick überzeugt: וכותב םידימעמ ויהו הרזעב םוקמ םינוי וגבש ינפמ םא םהילע דיעיו והילא אביש דע תוחנומ ויהש תובוט םינבא ןתוא וזנגו ןהילע ונמנו תורוהט וא ןה תואמט. Die Edelsteine haben hier wahrlich keinen Platz; man lese dafür תואמט םינבא = λίϑ

τοῠ μιασμοῠ. Auch nach dieser Emendation gibt das Scholion noch keinen rechten Sinn. Das Beraten und das Appellieren an den Propheten Elia galt nicht den unreinen Steinen, sondern, wie gesagt, den Steinen des Altars. Es scheint ein ganzer Passus ausgefallen. Nach תואמט םינבא läßt sich ergänzen: חבזמ ינבאו םולטנ 'וכו תוחנומ ויהיש ונמנ. So stimmt dieses Scholion vollständig mit der Nachricht des Makkabb. überein und beleuchtet das Motiv des in Rede stehenden Gedenktages. Das Scholion erklärt deutlich die אתאומיס durch die unreinen Steine, und es verdient in allen Fällen Glauben, wo es anderweitig unbekannte Nachrichten heranzieht [Vgl. hierzu Derenbourg a.a.O. S. 60 f.u. Schwab, Actes du onzième congrès international des Orientalistes, quatrième Section (Paris 1898) S. 213 ff, Dalman a.a.O. S. 33 möchte an die Entfernung der Feldzeichen unter Pontius Pilatus, Alt. XVIII, 3, 1, j. Kr. II, 9, 2 denken].

2. Die Tempelweihe (23), wobei weiter nichts zu bemerken ist, als daß das Scholion hierbei seinen kompilatorischen Charakter augenfällig an den Tag legt. Es trägt dabei alles zusammen, was über diese Halbfeier zu sagen ist, Halachisches und Haggadisches, Geschichtliches und Sagenhaftes. Daß ihm auch eine gute Quelle vorgelegen hat, beweist es durch die nüchterne Nachricht, daß die Tempelweihe deswegen acht Tage dauert, weil die Einweihung so lange Zeit erforderte. ?םימי 'ח וז הכונח תושעל ואר המו חבזמה תא ונבו לכיהל יאנומשח תיב וסנכנ ןוי תוכלמ ימיב אלא םימי 'ח וב םיקסעתמ ויהו תרש ילכ וב ונקתו דישב והדשו. Es ahnt nicht einmal, daß dieses Motiv in Widerspruch steht mit der in einem Atemzuge erzählten Sage von dem wunderbaren Ölkrügchen, dessen Inhalt auf acht Tage gereicht hätte. Über die Feier der acht Tage vergl. Note 10, wo nachgewiesen ist, daß in dem Sendschreiben im Eingang zum II. Makkabb. angenommen wurde, die Einweihung des Tempels unter Salomo und unter Nehemia (Serubabel) habe acht Tage gedauert.

3. Der Todestag des Antiochos Epiphanes, 28. Schebat (27). Das Scholion hat hier die richtige Erklärung, daß der Todestag dieses Tyrannen deswegen denkwürdig erschien, weil er fern von seinem Lande umkam: ומוקמב לפנו ול ךלהו תוער תועומש עמש. Es bezieht sich auf Antiochos' Kriegszug gegen die Parther, wobei er einen schmählichen Untergang gefunden. Diese Quelle, so trübe sie auch im allgemeinen ist, teilt nicht jene Legende, daß Antiochos seine Grausamkeit gegen die Judäer und seine Lästerungen gegen den Gott Israels bereut und sich vorgenommen habe, sich zum Judentume zu bekennen, eine Legende, welche das II. Makkabb. so oratorisch ausschmückt (c. 9). Auch das I. Makkabb. kennt diese Sage von Antiochos' Reue, deutet sie aber nur wie hingeworfen an (6, 12-13). Dagegen hat sie das Sendschreiben der Jerusalemer an die Alexandriner noch nicht (Note 10) und wie es scheint, auch [564] nicht das IV. Makkabb. [Herzfeld, Gesch. d. Volkes Isr. von Zerst. d. ersten Tempels bis zur Einsetzung des Makk. Schimon II, 1, 186 (Nordhausen 1855) will die Notiz vielmehr, und der Stilisierung mehr entsprechend, auf den Abzug Antiochus V Euvators, Dalman (a.a.O. S. 34) auf den des Antiochus VII Sidetes (Alt. XIII, 8, 3) beziehen.]

4. Der Nikanortag, 13. Adar (30). Dieser Gedenktag wird bekanntlich auch in den beiden Makkab. erwähnt: καὶ ἔστƞσαν τοῠ ἀγαγεῖν κατ᾽ ἐνιαυτὸν τὴν ἡμέραν ταύτƞν τῇ τρις καιδεκάτς τοῠ Ἄδαρ (I. 7, 49, II. 15, 36). Dieser Gedenktag ist demnach direkt zur Feier eingesetzt worden. Die Schilderung der Nebenumstände, wie die Sieger mit der Leiche Nikanors verfahren sind, hat zu vielfachen Ausschmückungen Gelegenheit gegeben, wobei sich das II. Makkabb. und das Scholion zu Megillat Ta'anit am meisten hervortun. Am einfachsten referieren I. Makkabb. und die beiden Talmude, man habe Nikanors Haupt und Hand (oder Teile derselben) bei Jerusalem oder am Tore Jerusalems zur Schau aufgehängt: παρὰ τὴν Ἰερουσαλἠμ (7, 47). – םלשורי ירעשב (Ta'anit 18b). םלשורי דגנ סטנוקב (Jerus. Ta'anit 2, 13, p. 66 a.)


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig 1906, Band 3.2, S. 563-565.
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