A. Jüdische Quellen.

[363] 1. Die Hauptquelle: ו"נתת תורזג סרטנוק »Bericht über die Leiden des Jahres 1096« zum ersten Male ediert von Jellinek (Leipzig 1854). Der Verf. war Eliëser ben Nathan Halevi, ein Zeitgenosse. Er wohnte wahrscheinlich in Cöln. Denn er kennt die Umgegend von Cöln genau und beschreibt das Gemetzel derselben mit mehr Details als das der übrigen Städte. (Er ist nicht identisch mit Eliëser ben Nathan ן"באר, dem Verf. des רזעה ןבא aus Mainz, welcher nicht Levite war.) Aus dieser Quelle schöpfte Joseph Kohen seine Nachrichten über diese Leidensgeschichte in seinem םימיה ירבד und אכבה קמע; da er aber einen korrumpierten Text benutzte und von Kritik nichts verstand, so hat er namentlich in betreff der Lokalien manche Irrtümer begangen. Diese Irrtümer sind infolge schlechter lateinischer, deutscher und englischer Übersetzungen von Ferrand, Rabe und Bialloblotzky durch das Medium von Wilken in die Geschichtsbücher übergegangen. Auch die abgerissenen Nachrichten, welche Schaab (Diplomatische Geschichte der Juden zu Mainz S. 8) im Namen von Johann Gamans mitteilt, der sie aus der Handschrift des Genebrado schöpfte, sind ebenfalls dieser Hauptquelle entnommen, wie die Vergleichung ergibt.

2. Kalonymos ben Jehuda in zwei Klage- oder Bußliedern über diese Leiden, das eine mit dem Anfange: םימ ישאר ןתי ימ (in der Kinotsammlung) und das andere [weniger speziell]: בקעי לוק לוקה תא [363] (in der Selichotsammlung). Da es zwei Jehuda ben Kalonymos gegeben, einen in Mainz: ben Mose und einen in Speyer: ben Meïr (vgl. Luzzattos Bemerkung in Kerem Chemed VII. 70), so war der Poet Kalonymos Sohn des einen oder des anderen, und je nachdem ein Augenzeuge der Vorfälle in Speyer oder Mainz10.

3. Das Memorbuch der Mainzer Gemeinde (handschriftlich im Besitze des Herrn Carmoly, der mich freundlich eine Kopie desselben nehmen ließ). Es ist gegen Ende des Jahres 1296 kopiert worden und enthält über manche Verfolgungen der deutschen Gemeinden interessante Notizen.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1896], Band 6, S. 363-364.
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