5. Kapitel. Die Übergangszeit vom Heldentum zum Königtum. Eli und Samuel. (1100(?) bis um 1067 vorchristl. Zeit.)

[127] Bedeutung der Richter-Helden. Veränderte Stimmung. Das Heiligtum zu Schilo. Eli und seine Söhne. Niederlage gegen die Philister. Gefangennahme der Bundeslade. Zerstörung Schilos und des Heiligtums. Flucht der Aharoniden und Leviten. Tod Elis. Die Bundeslade im Philisterland und in Kirjath Jearim. Wiedererwachen des Prophetentums. Samuel aus Rama. Wiedererwachte Hoffnung. Anlehnung an Samuel. Der Propheten- oder Sängerorden. Umkehr des Volkes. Der Stamm Juda in die Geschichte hineingezogen. Wiederholte Einfälle der Philister. Versammlung in Mizpah. Samuels Tätigkeit. Entstehung einer Kultusstätte in Nob. Angriffe auf die Stämme von zwei Seiten. Machtzunahme der Philister und der Ammoniter. Dringendes Verlangen der Stämme nach einem König und Samuels Verhalten dazu.


Die Richter-Helden waren weder imstande gewesen, die feindlichen Nachbarn von den Grenzen des israelitischen Landes dauernd fernzuhalten, noch überhaupt sichere Zustände zu schaffen. Selbst die bedeutendsten unter ihnen, Barak mit seiner Begeisterung, Gideon und Jephtah mit ihrer kriegerischen Tapferkeit, obwohl sie auch einige Stämme um sich geeinigt hatten, vermochten nicht eine Volkseinheit zu schaffen oder wiederherzustellen, der gegenüber die Nachbarn von selbst ihre Angriffe hätten einstellen müssen. Die Richter-Helden hatten überhaupt nur eine augenblickliche Bedeutung, nur so lange sie die Feinde zurückschlugen, die Gefahren abwendeten und eine gewisse Sicherheit der Existenz schufen. Eine Herrschaft hatten sie nicht, nicht einmal über diejenigen Stämme, denen ihr Heldenmut Hilfe und Befreiung brachte. Wohl mögen sie während ihrer Lebenszeit auch Streitigkeiten zwischen den Stämmen geschlichtet und überhaupt auch das Richteramt ausgeübt haben, aber nur wenn sich die streitenden Parteien an sie gewendet und sich ihren Aussprüchen freiwillig unterworfen hatten. Eine obrigkeitliche Gewalt und eine Gehorsam erzwingende [127] Autorität hatten die Richter-Helden nicht. Die Vereinzelung und Zersplitterung der Stämme dauerte daher trotz ihrer zeitweiligen Siege fort, und die Schwäche im Innern nahm eher zu als ab. Simsons Schlangenbisse und Basiliskenstiche haben die Philister nicht abgeschreckt, die Stämme in ihrem Bereich als Untertanen oder richtiger als ihre Sklaven zu betrachten und zu mißhandeln, und eben so wenig haben Jephtahs Siege über die Ammoniter diese so weit heruntergebracht, daß sie ihre Ansprüche auf die Oststämme Rëuben, Gad und Halbmanasse aufgegeben hätten. Der Zustand nach dem Tode Simsons und Jephtahs muß noch trostloser geworden sein.

Aber gerade dieser hohe Grad der Schwäche führte, als er empfunden wurde, zu allmählicher Genesung und Erstarkung. Einzelne Stammesführer müssen dadurch zur Einsicht gekommen sein, daß das Anklammern an die Nachbarvölker und die Annahme der götzendienerischen Bräuche sie nicht gefördert, sie vielmehr bis zur Ohnmacht geschwächt hatten. Die Erinnerung an den Gott ihrer Väter – ganz anders geartet als die Naturgötter mit ihrer Unzüchtigkeit – muß wieder einmal lebendig geworden sein und das Gewissen aufgerüttelt haben. Sobald diese Erinnerung so recht wach wurde, wurden die Erweckten auch an das diesem Gotte geweihte Zeltheiligtum in Schilo erinnert und suchten es auf. Schilo wurde daher am Ende der Richterzeit mehr Sammelpunkt, als früher. Hier befanden sich Leviten, welche noch Hüter der von Mose überlieferten Lehre waren, und sie mögen es in Volksberatungen, die wegen der Not der Zeit gehalten wurden, den Versammelten zum Bewußtsein gebracht haben, daß der Abfall vom Gotte Israels und die Verehrung des Baal sie in solches Elend gebracht habe. Eine solche Rede eines Priesters oder Leviten, die nur in dieser Zeit gehalten worden sein kann, hat sich noch erhalten. Im Namen Gottes sprach einer zu der versammelten Volksmenge, vielleicht in Schilo: »Für wahr aus Ägypten habe ich euch erlöst«, spricht Gott, »und von Moabitern, Ammonitern, Philistern, Sidoniern, Amalekitern und Midianitern, die euch bedrängt haben, habe ich euch errettet, als ihr zu mir gefleht habt. Aber immer wieder habt ihr mich verlassen und fremden Göttern gedient, darum mag ich euch nicht mehr durch einen Helden retten. Gehet und rufet die Götter an, die ihr erwählt habt, mögen die euch in der Zeit der Not retten«1.

[128] In Schilo lebte in dieser Drangsalzeit ein Priester, der seiner Ahnen, Aharon und Pinehas, würdig war, der erste Aharonide seit längerer Zeit, dessen Namen der Nachwelt nicht vorenthalten wurde. Er wird schlechthin Eli genannt, ohne weitern Zusatz, ohne Angabe des Namens seines Vaters; nur das einzige Ehrenbeiwort wird ihm beigelegt, daß er ein Priester in Schilo war. Eli wird uns als ein ehrwürdiger Greis geschildert, der nur Worte der Sanftmut auf den Lippen hatte, der nicht imstande war, eine harte Rüge auszusprechen, nicht einmal gegen seine nicht würdigen Söhne. Ein solcher Greis mußte schon durch seine sittliche Haltung und sein heiliges Leben wohltätig wirken und warme Anhänger für die Lehre, die er vertrat, gewinnen. Und wenn immer mehr Verzagte aus den Stämmen Ephraim, Benjamin, wohl auch Dan und denen jenseits des Jordans mit ihren Klagen nach Schilo kamen, jene über die Leiden von Seiten der Philister und diese über die Mißhandlung von Seiten der Ammoniter seufzten, so hatte Eli Gelegenheit, sie auf den stets hilfreichen Gott Israels zu verweisen und sie zu ermahnen, von dem Wesen der fremden Götter zu lassen. Dadurch erweckte er eine gehobene Stimmung. So manche der Ältesten der Stämme wendeten sich von dem Baal zu ihrem ureignen Gotte2, und ihre Stammesglieder folgten ihnen in der Regel nach.

Kriegerisch war Eli wohl nicht. Er war vielmehr seiner ganzen Natur nach ein friedlicher Richter. Sein gewöhnlicher Aufenthalt war, so oft er sich öffentlich zeigte, an dem Eingange zum Zelttempel in Schilo auf einem Throne sitzend, nicht an der Spitze einer Schar. Die israelitischen Priester und Leviten waren nicht gewöhnt mit Schwert und Lanze auszuziehen. Nichtsdestoweniger wird Eli unter die Richter und Retter Israels gezählt. Seine Tätigkeit kann nur darin bestanden haben, daß er israelitische Heereshaufen, wenn sie sich an ihn um Rat und Auskunft vermöge des Ephod gewendet hatten, mit Hinweisung auf den Gott ihrer Väter ermutigt hat, sich gegen die philistäischen Feinde, welche wiederholentlich Einfälle ins Land machten, zur Wehr zu setzen.

In Israel wäre vielleicht, wie bei vielen andern Völkern auf die Herrschaft der Helden (Heroenzeitalter) eine Priesterregierung gefolgt, wenn Elis Ansehen auf seine Nachkommen übergegangen wäre. Die [129] Verhältnisse gestalteten sich aber anders, als zu erwarten war. Eli hatte zwei Söhne, Chofni und Pinehas, welche nicht in seinen Wegen wandelten. Das Vergehen, das ihnen zunächst zur Last gelegt wird, war Mißachtung des Heiligtums und Überhebung. Durch ihre Sklaven ließen sie ihr Teil vom Opferfleisch eintreiben, ehe noch der Altar bedacht worden war. Auch Gewalt ließen sie den Opferern durch ihre Sklaven antun, wenn jene sich nicht willfährig beim Verabreichen der Opfergaben zeigten. Chofni und Pinehas hätten sich, so wird erzählt, als die Herren des Heiligtums in Schilo geberdet und das Volk als ihre Untertanen behandelt. Ein noch schwerer wiegendes Verbrechen wird den Söhnen Elis zugeschrieben; sie sollen mit den Weibern, welche den niedern Dienst beim Heiligtum zu versehen pflegten, sträflichen Verkehr gepflogen haben. Dieses unheilige Benehmen der Söhne Elis verscheuchte die Besucher des Zelttempels3. Eli hatte Kunde von ihrem Treiben4, rügte es auch, aber nicht nachdrücklich genug, oder vielmehr er entfernte die Unwürdigen nicht vom Heiligtume5. Er stand bereits in hohem Alter und war überhaupt eine milde Natur. Als darauf das Volk und ihn selbst ein hartes Unglück traf, so glaubte man, daß es eine Strafe des Himmels sei wegen der Vergehen der Söhne Elis und der schwächlichen Nachsicht des Vaters gegen sie.

Die Philister hatten nämlich noch immer die Oberhand über die Stämme in ihrer Nachbarschaft, über Ephraim, Dan und Benjamin, und machten zu wiederholten Malen Einfälle und Plünderungszüge in das Land. Die Israeliten der zunächst betroffenen Stämme waren indessen schon so weit kriegsgeübt, daß sie dem Feinde nicht in regellosen Haufen Widerstand zu leisten suchten, sondern ihm in einer regelmäßigen Schlachtordnung entgegentraten6. Der Kampfplatz war wahrscheinlich in der Ebene Saron am Fuße eines Gebirges. Auf einem Hügel Eben ha-Eser lagerten die Israeliten und in der Ebene bei Aphek die Philister. Da diese eiserne Streitwagen in den Krieg führen konnten, so waren sie den Israeliten überlegen, und es sollen von diesen in der Schlacht 4000 gefallen sein. Indessen ergriff das israelitische Lager doch nicht die Flucht, sondern behauptete seinen [130] Standort. Auf Anraten der Ältesten wurde die Bundeslade von Schilo geholt, in der Voraussetzung, daß schon ihre Anwesenheit Sieg verleihen würde. Die Söhne Elis wurden mit ihrer Begleitung betraut. Nichtsdestoweniger fiel das zweite Treffen unglücklich aus, noch unglücklicher als das erste. Die israelitische Schar stob in wilder Flucht auseinander, die Bundeslade wurde von den Philistern erbeutet, und ihre Begleiter, Chofni und Pinehas, fanden den Tod. Die Philister verfolgten die flüchtigen Israeliten und verbreiteten Schrecken in dem ganzen Umkreise. Keuchend vor Angst, traf ein Unglücksbote in Schilo ein und verkündete dem erwartungsvollen Volke und dem Hohenpriester Eli, der am Tore auf günstige Nachricht harrte, die Unglücksbotschaft: »Geflohen sind die Israeliten vor den Philistern, eine große Niederlage war unter den Israeliten, auch deine beiden Söhne sind gefallen, und die Bundeslade ist in Gefangenschaft geraten«. Die Nachricht von der Gefangenschaft der Bundeslade erschreckte den Greis noch mehr als der Tod seiner Söhne; er fiel von seinem Sitze am Tore und war tot.

Mehrere Umstände trafen zusammen, diese tragische Zeit dem Gedächtnisse einzuprägen. Elis Schwiegertochter, Pinehas Frau, war gerade in Kindesnöten, als ihr Schlag auf Schlag der Tod ihres Gatten, die Gefangenschaft der Bundeslade und auch der plötzliche Tod ihres Schwiegervaters verkündet wurden. Diesem übermannenden Schmerz erlag sie und nannte in der Todesstunde ihren Neugeborenen J-Kabod »Hin ist die Ehre Israels«!

Allerdings war für den Augenblick alle Ehre dahin. Die siegreichen Philister begnügten sich nicht mehr mit Beutezügen durch das Land, sondern drangen von West nach Ost durch die ganze Breite des Landes bis Schilo. Hier zerstörten sie mit der Stadt auch den Zelttempel, der noch ein Zeuge aus der gnadenreichen mosaischen Zeit war. Ein später lebender Dichter schilderte diese Unglückszeit noch mit beklommenem Herzen:


»Er (Gott) verließ den Tempel Schilos,

Das Zelt, in dem er unter Menschen weilte,

Gab seine Zierde (Bundeslade) der Gefangenschaft,

Seinen Ruhm in die Hand des Feindes hin,

Überlieferte dem Schrecken sein Volk

Und grollte seinem Erbe.

Seine Jünglinge verkohlten im Feuer,

Und seine Jungfrauen konnten nicht trauern,

Seine Priester fielen durchs Schwert,

Und seine Witwen weinten nicht7


[131] Die Kraft und der Mut des Volkes waren durch diese Niederlage völlig gebrochen. Gerade die Stämme, die bisher noch einigermaßen den übrigen als Vorkämpfer dienten, waren gelähmt. Der Stamm Ephraim hatte damals am meisten, wenn auch nicht unverdient8, gelitten. Durch den Untergang des Heiligtums, das unter Eli angefangen hatte Sammelort zu werden, schien auch jede Vereinigung abgeschnitten, namentlich mit den nördlichen Stämmen, die dem unglücklichen Ausgang des ernsten Kampfes mit den Philistern ferngeblieben waren.

Die Philister glaubten nicht anders, als mit der Gefangennahme der Bundeslade, des vermeintlichen Schutzmittels der Israeliten, und mit der Zerstörung des Heiligtums auch den Schutzgott des israelitischen Volkes überwunden zu haben. Bald aber wurden sie unangenehm aus dieser Täuschung geweckt. Sobald sie die Bundeslade in die nächstgelegene Stadt Aschdod gebracht hatten, wimmelte es im Philisterlande von Feldmäusen, welche die Saaten zerstörten. Die Einwohner dieser Stadt litten noch besonders an einer häßlichen Krankheit an einem geheimen Körperteile. Außerdem soll auch ihr Götzenbild Dagon, in dessen Tempel die Bundeslade als Siegeszeichen aufgestellt war, wiederholentlich von seinem Gestelle auf den Boden gefallen sein. Ob dieser Plagen verzweifelt, sandten die Aschdoditen die Bundeslade nach der nächsten Stadt Gath; aber auch diese wurde zur selben Zeit von derselben Plage heimgesucht und ebenso die Stadt Ekron, wohin die Bundeslade später gebracht wurde. In der Angst beschlossen die philistäischen Fürsten auf den Rat der Priester und Zauberer die erbeutete Bundeslade nach ihrer Heimat zurückzusenden und zugleich Sühnegeschenke, goldene Abbildungen der Mäuse und der Geschwüre, mitzugeben9.

[132] Sieben Monate war die Bundeslade bei den Philistern geblieben; dann legten sie sie auf einen Wagen, mit zwei jungen Kühen bespannt, und taten auch die Weihegeschenke hinzu. Dabei soll das Wunder geschehen sein, daß die Kühe von selbst die Richtung nach dem israelitischen Lande einschlugen, geradeswegs bis an die erste Grenzstadt Bet-Schemesch gingen und dort still hielten. Die Einwohner dieser Stadt waren gerade mit der Weizenernte beschäftigt, als sie unerwartet das Heiligtum auf dem Wagen sich nähern sahen. Es war ein freudiger Anblick für sie. Leviten, die im Orte anwesend waren, hoben sie vom Wagen und setzten sie auf einen großen Stein, der später noch als Wahrzeichen gezeigt wurde. Allein auch unter den Einwohnern von Bet-Schemesch brach eine Pest aus, die viele hinraffte, und sie schrieben diese Plage der Anwesenheit der Bundeslade zu, weil sie von ihnen nicht mit der gebührenden Scheu betrachtet und behandelt worden sei. Sie beschlossen daher, sie nach der benachbarten benjaminitischen Stadt Kirjat Jearim übersiedeln zu lassen. Die Einwohner dieser Stadt nahmen sie, die zugleich verehrt und gemieden wurde, gern auf, stellten sie auf einen Hügel, der zum Hause eines Abinadab gehörte, auf und bestellten dessen Sohn Eleasar10 zu ihrem Hüter. Die Bundeslade rückte dem Orte näher, wo sie eine dauernde Stätte finden sollte.

Für den Augenblick war sie gewissermaßen verwaist; denn zu einem Mittelpunkt des Kultus scheint sich die Waldstadt, oder der in ihrer Nähe gelegene Hügel nicht geeignet zu haben, vielleicht deswegen nicht, weil darauf früher der Baal verehrt wurde; davon hatte sie auch den Namen Kirjat-Baal (die Baal-Stadt) auch schlechthin Baal11.

[133] Denn gerade die Unfälle, die Verlassenheit, die Zerstörung des Heiligtums von Schilo, welche Trauer in den Gemütern erzeugten, hatten zugleich eine Wendung zum Besseren angeregt. Diejenigen, welche nicht ganz stumpf waren, mochten doch erkannt haben, daß die bisherige religiöse und politische Zerfahrenheit die Ursache des Unglücks war. Die Leviten, die der Zerstörung Schilos entkommen waren, und sich hier und da niedergelassen hatten, haben wohl nicht verfehlt, die Gemüter für den ureigenen Gott empfänglich zu machen. Vielleicht hat auch die Zurücksendung der Bundeslade aus dem Philisterlande eine seelische Wirkung ausgeübt und die Hoffnung auf bessere Zeiten rege gemacht. Immer größere Kreise des Volkes sehnten sich nach Ihwh, dem Gotte Israels12. Es fehlte nur ein ganzer Mann mit Ernst und Eifer, welcher dem verblendeten Volke den rechten Weg hätte zeigen können, um die von Trauer Gebeugten zum Besseren zu leiten. Und gerade zur rechten Zeit trat ein solcher Mann auf, der einen Wendepunkt in der israelitischen Geschichte herbeiführte.

Elkanas Sohn, Samuel, war der ganze Mann, welcher die seit lange auseinandergegangenen Fugen des israelitischen Gemeinwesens wieder vereinte und dem Verfall und der inneren Verderbnis steuerte. Seine Größe erhellt aus dem Umstande, daß er als der zweite nach Mose nicht bloß in der zeitlichen Nacheinanderfolge, sondern auch in der prophetischen Bedeutung gezählt wird13. Samuel war eine hehre Persönlichkeit, ein gefestigter Charakter von ernster Strenge gegen sich und andere. Inmitten des Volkes lebend und in stetem Verkehr mit ihm, übertraf er seine Zeitgenossen an Gottinnigkeit, an Gesinnungshoheit und an Selbstlosigkeit. Mehr noch als durch diese Züge überragte er seine Genossen durch die prophetische Begabung. Durch die Wolken, mit welchen die Zukunft verhüllt ist, drang sein geistiges Auge; er verkündete seine Schaugesichte, und was er verkündete, traf ein.

Samuel stammte aus einer der angesehensten levitischen Familien, von jenem Korach, welcher gegen Mose eine feindselige Zusammenrottung angeregt hatte. Doch war seine Familie in den Stamm Ephraim aufgenommen und so sehr mit demselben verschmolzen, daß sie als [134] ephraimitische (Ephrati) galt14. Es läßt sich denken, daß eine so bedeutende Persönlichkeit, die eine Umgestaltung in der Gesinnung und in der politischen Lage des Volkes hervorgebracht hat, im Volksmunde verklärt wurde. Wie die meisten innerlich lebenden großen Männer verdankte Samuel die Fülle seines Gemütslebens seiner Mutter Anna (Channa). Ein verklärender Zug hat diese Mutter nach dem Bilde der Rahel geschaffen. Wie Jakob zwei Frauen hatte, von denen gerade die am innigsten geliebte kinderlos blieb, so auch Samuels Vater Elkana; von der einen, Peninna, wurden ihm mehrere Kinder geboren, während Anna, die zweite, die sein ganzes Herz besaß, lange kinderlos blieb. So oft sie mit ihrem Gatten das Heiligtum zu Schilo besuchte, flehte sie daher inbrünstig zu Gott, er möge ihr einen Sohn schenken, den sie ihm oder dem Heiligtum lebenslänglich zu weihen versprach. Sie betete aber stets so leise mit kaum bemerkbarer Lippenbewegung, daß der Hohepriester Eli, als er sie einst in dieser Stellung sah, sie als eine Trunkene betrachtete und sie darüber zurechtwies. Annas Gebet wurde erhört; sie gebar Samuel, und als er entwöhnt war, brachte sie ihn ins Heiligtum nach Schilo und übergab ihn dem Hohepriester, daß er lebenslänglich im Zelttempel den heiligen Dienst verrichte. Während Weiheopfer für ihn gebracht wurden, erwachte das Kind, das bis dahin schlafend in den Armen der Mutter lag, als hätte es eine Ahnung davon gehabt, was mit ihm im Heiligtum vorging15. Im Gegensatz zu den Söhnen Elis, die das Heiligtum gering geschätzt, zeigte Samuel schon in zarter Jugend tiefe Verehrung für dasselbe16.

So wurde Samuel ein diensttuender Levite im Heiligtum zu Schilo. Er pflegte seine Pforten täglich zu öffnen, beim Opferdienst behilflich zu sein und brachte auch die Nächte im Raume des Zelttempels zu. Noch jung, erwachte in ihm, ihm selbst unbewußt, die prophetische Begabung. In tiefem Schlafe glaubte er aus dem inneren Raume des [135] Heiligtums, damals als die Bundeslade noch dastand, seinen Namen rufen gehört zu haben. In der Meinung, daß der Hohepriester Eli ihn gerufen habe, eilte er zu dessen Lager und fand sich getäuscht. Denselben Ruf: »Samuel, Samuel!« vernahm er zum zweiten und zum dritten Male und begab sich immer wieder zu Eli, bis dieser ihn bedeutete, er möge, wenn er zum vierten Male gerufen würde, antworten: »Sprich, Herr, dein Knecht hört!« Als die rufende Stimme sich zum vierten Male vernehmen ließ, und Samuel die ihm eingegebene Antwort erteilt hatte, hörte er eine zusammenhängende Rede, die ihm den traurigen Ausgang des Hauses Eli verkündete, weil dessen Söhne das Heiligtum Gottes so sehr geringschätzten. Das war das erste prophetische Gesicht Samuels. Nicht lange darauf erfolgten die Unfälle, die Niederlage des israelitischen Heeres gegen die Philister, die Gefangennahme der Bundeslade, der Tod Elis und seiner beiden Söhne und die Zerstörung Schilos. Samuels Dienst hörte mit der Zerstörung des Heiligtums auf, und er kehrte in sein Vaterhaus Rama zurück17, ohne Zweifel tief betrübt und gebeugt.

Das Unglück, das über das Volk hereingebrochen war, und namentlich der Untergang Schilos muß einen betäubenden Eindruck auf seinen noch in der Jugend mit dem Höchsten ringenden Geist gemacht haben. In dem levitischen Kreise, in dem er aufgewachsen war, stand die Überzeugung fest, daß das erlittene Unglück eine Folge des Abfalls vom Gotte Israels sei. »Kein Zelttempel mehr«, das war soviel, als wenn Gott sein Volk aufgegeben hätte. Allmählich scheint sich Samuel indessen mit dem Unabwendbaren vertraut gemacht zu haben und auf eine andere Gedankenreihe gekommen zu sein. Kein Heiligtum, kein Opfer! Ist denn das Opfer zur reinen Gottesverehrung und zum heiligen Wandel so unerläßlich? Diesen Gedanken hat er in seinem Innern zur Reife gebracht und hat später bei passender Gelegenheit gepredigt, daß die Opfer einen nur untergeordneten Wert haben, und daß das Fett der Widder Gottes Wohlgefallen nicht erwerben könne. Worin [136] denn solle die Gottesverehrung bestehen? In dem strengen Gehorsam gegen das, was Gott angeordnet hat18. Welches ist aber der Wille Gottes? Samuel war während seines Aufenthaltes in Schilo nicht bloß mit dem Inhalte der dort in der Bundeslade aufbewahrten steinernen Tafeln, sondern auch mit dem Gesetzbuche bekannt geworden, das von Mose stammte. Mit diesem hatte sich sein Geist erfüllt. In diesen heiligen Urkunden waren Recht und Gerechtigkeit, Milde und Gleichheit der Israeliten ohne Klassenrang und Kastenunterordnung als Gebote Gottes vorgeschrieben, aber nichts oder nur wenig von Opfern. Samuel, der um viele Jahrhunderte dem Ursprung des israelitischen Volkes und der israelitischen Lehre näher stand, als die späteren Propheten, war wie diese von der Tatsache überzeugt, daß Gott die Befreiung der Israeliten nicht vollzogen habe, damit sie ihm und keinem anderen opfern, sondern damit sie seine Gesetze betätigen sollten. Der Inhalt dieser Urkunden oder das Gesetz, das sei der Wille Gottes, dem sich die Israeliten in Gehorsam fügen sollten. Dieses Gesetz wurde in Samuels Innern lebendig, er fühlte sich als sein Organ und betrachtete es als seine Aufgabe, es dem Volke als Richtschnur einzuprägen19.

Samuels Lebensaufgabe war durch diese Betrachtung gefunden: Belehrung und Erziehung des Volkes zum Gesetze Gottes und Entwöhnung desselben von den heidnischen Unsitten und verkehrten Vorstellungen, die ihm im Verlaufe der Jahrhunderte zur eigenen Natur geworden waren. Die Mittel, deren er sich bediente, um dieses große Ziel zu erreichen, sind nicht bekannt geworden. Zunächst war es wohl das lebendige Wort. Samuel besaß eindringende Beredsamkeit; aber mit trockenen Worten konnte er die Gemüter nicht erwecken. Selbst die Vertreter des Volkes, die zu Beratungen zusammenkamen, Reden zu wechseln und Gegenrede anzuhören pflegten, und also Sinn und Verständnis für rednerische Auseinandersetzungen haben mochten, waren schwerlich durch Predigten, wenn auch für noch so überzeugende Wahrheiten, zur Gesinnungsänderung zu gewinnen, und um so weniger die Geistesarmen, die hinter ihnen standen. Hingerissen mußte das Volk [137] werden, immer wieder, wenn es sich von seinen Lebensgewohnheiten losmachen und seine bisherige Gedankenlosigkeit einsehen sollte.

Die alten Völker ohne Ausnahme, die Griechen mit einbegriffen, waren wundersüchtig. Das Weiseste, Ratsamste und Nützlichste, das ihnen geboten war, wurde von ihnen erst dann angenommen und befolgt, wenn es als der Wille der Gottheit beurkundet war und durch Zeichen und Wunder ihre Einbildungskraft frappierte. Jede Unternehmung, Krieg oder Frieden, Auswanderung oder Ansiedlung, mußte erst durch die Stimme eines Orakels oder andere Zeichen gutgeheißen werden, wenn ein Entschluß gefaßt werden sollte. Wenn also Samuel das Volk oder die Ältesten für eine neue innere und äußere Umgestaltung oder für die Rückkehr zu Gott gewinnen wollte, so mußte er es nicht nur hinreißen, sondern auch im Namen Gottes sprechen. Nun war Samuel ein Prophet, er hatte von Zeit zu Zeit phrophetische Träume und Gesichte, die ihm offenbarten, daß die in seinem Innern gewonnenen Überzeugungen nicht bloß Eingebungen seines eigenen Herzens oder Geistes, sondern von einem höheren Wesen gebilligt oder vielmehr eingehaucht seien. Diese phrophetischen Offenbarungen, die eine Belehrung oder eine Willensanregung zum Inhalte hatten, waren zugleich mit Enthüllung der nächsten Zukunft verbunden und hatten den Charakter von Vorausverkündigungen und Weissagungen.

Selbst ergriffen von den ihm zugekommenen prophetischen Gesichten, teilte sie Samuel den Zuhörern mit, zunächst wohl in seiner Vaterstadt Rama. Solche Mitteilungen, die Außergewöhnliches, über den engen Gesichtskreis Hinausgehendes verkündeten, scheint er in gebundener Rede, in Versen und Gliederungen mit poetischen Bildern und Gleichnissen geäußert zu haben20. Der Gedankeninhalt und die poetische Form seiner prophetischen Rede und der Schwung der Begeisterung, mit dem er sie vortrug, konnten auf die Zuhörer den Eindruck nicht verfehlen. Der Ruf war Samuel noch vor seiner Rückkehr ins väterliche Haus vorangegangen, daß er in Schilo wiederholentlich prophetischer Offenbarungen gewürdigt worden sei, und daß diese sich auch bewährt hätten21. Bald verbreitete sich in der Nachbarschaft von Rama und in immer weiteren Kreisen, daß ein Prophet in Israel erstanden sei, daß der Geist Gottes, der auf Mose geruht und ihn in Ägypten und in der Wüste zur Befreiung und Leitung des Volkes getrieben hatte, nunmehr auf dem Sohne Elkanas ruhe. In der Zwischenzeit, in der langen [138] Reihe der Jahrhunderte, hat es keinen Propheten im vollen Sinne gegeben22. Die Tatsache, daß Gott einen zweiten Mose erweckt habe, fachte die Hoffnung an, daß eine bessere Zeit im Anzuge sei. Samuels nächstes Augenmerk war darauf gerichtet, das Volk vom Götzendienste des Baal und der Astarte zu entwöhnen und es von der Leichtgläubigkeit an die Orakel der Teraphim zu heilen.

Die Geneigtheit eines Teiles des Volkes, von seiner bisherigen Verkehrtheit zu lassen und sich dem Gotte Israels zuzuwenden, kam Samuels Bestrebungen entgegen. Seine hinreißenden Reden, die sich in dem Punkte zuspitzten, daß die Götter der Heiden nichtig seien, die nicht helfen und nicht retten können, daß es eine Torheit und zugleich ein Verbrechen sei, die trügerischen Orakel der Teraphim zu befragen und dem Gaukelspiel der Wahrsager zu folgen, und endlich, daß Gott sein Volk nimmermehr verlassen werde, das er sich auserkoren23, diese Reden fanden einen immer mächtigeren Widerhall in den Herzen derer, die sie vernommen oder davon gehört hatten. Samuel wartete nicht ab, bis das Volk zu ihm kam, um ihn sprechen zu hören, sondern suchte es auf. Er reiste im Lande umher, veranstaltete Volksversammlungen und verkündete der Menge, was ihm der Geist Gottes eingegeben hatte. Und das Volk erwärmte sich an seinen prophetischen Reden, erwachte aus seiner Betäubung, in die es das Unglück durch die Philister gestürzt hatte, faßte Vertrauen zu seinem Gotte und zu sich selbst und fing an sich zu bessern. Es hatte den rechten Mann gefunden, dessen Leitung es in der drangsalsvollen Zeit folgen konnte. Das Priestertum hatte nicht vermocht, es vor Unglück und Knechtschaft zu schützen. Daher setzte es seine Hoffnung auf das Prophetentum, das in Samuel so würdig und voll vertreten war. Die Blicke des Volkes waren auf ihn gerichtet.

Samuel stand aber nicht allein, sonst hätte er die günstige Umwandlung nicht herbeiführen können. Er hatte vielmehr einen Kreis von Gehilfen, auf die er zählen konnte. Die Leviten, die ihre Heimat in Schilo hatten, waren bei der Zerstörung dieser Stadt und des Heiligtums flüchtig geworden und hatten ihren Halt verloren. Sie waren gewöhnt, den Altar zu umkreisen und im Heiligtum zu dienen; eine andere Tätigkeit kannten sie nicht. Was sollten sie in der Vereinzelung beginnen? Eine andere Kultusstätte, der sie sich hätten zuwenden können, war noch nicht gegründet. So schlossen sich einzelne Leviten an Samuel an, dessen Bedeutung sie in Schilo erkannt hatten, und er [139] wußte sie für seine Pläne zu verwenden. Nach und nach waren ihrer soviele, daß sie eine Art Orden (Chebel) oder eine levitische Gemeinde (Kehilla) bildeten24.

Wie dieser Orden oder dieser Verein organisiert war, und wie er auftrat und handelte, ist nicht überliefert. Eine Schule, deren Mitglieder von Samuel erzogen und herangebildet worden wären, war es sicherlich nicht, denn zu einer solchen Bildungsanstalt fehlte damals jede Vorbedingung. Fertige Jünglinge und Männer waren es viel eher, die sich getrieben fühlten, sich an einen bedeutenden Meister anzuschließen. Sie verstanden das Saitenspiel, wußten Handpauke, Harfe und Laute zu handhaben. Das zündende Wort, in dichterischer Form und in prophetischer Vorschau vorgetragen, hat ohne Zweifel den musikalischen Weisen als Unterlage gedient. Beide vereint, haben auf die Zuhörer eine so begeisternde Wirkung hervorgebracht, daß sie davon ergriffen, in Verzückung gerieten und sich wie umgewandelt fühlten25. Diese Prophetenjünger, an deren Spitze Samuel stand, die von dem Geist Gottes getrieben waren, haben zur Umstimmung und Umwandlung des Volkes wesentlich beigetragen.

Noch ein anderer Umstand diente damals zur Erhebung des Volkes aus seiner Stumpfheit. Während der ganzen Dauer der Richterepoche hatte der Stamm Juda nicht den geringsten Anteil an den öffentlichen und geschichtlichen Vorgängen genommen. In die Triften und Wüsteneien seines Gebietes entrückt, war er für die übrigen Stämme so gut wie gar nicht vorhanden. Das Loblied auf die Helden Barak und Deborah nennt den Stamm Juda gar nicht, weder lobend, noch tadelnd. Er hat unter dem Namen Jakob in seiner Abgeschiedenheit eine eigene Existenz geführt, unberührt von den Leiden und Freuden, von den Kämpfen und Siegen der übrigen Stämme diesseits und jenseits. Unter Kenitern, Idumäern und Jebusitern wohnend, mögen die Judäer auch ihre Kämpfe gehabt haben; aber davon ist auch nicht eine schattenhafte Erinnerung geblieben. Ihr Vasallenstamm Simeon teilte mit ihnen die Abgeschiedenheit und die etwaigen Geschicke. Die Jebusiter, welche die Gegend zwischen dem Gebirge Ephraim und dem Gebirge Juda inne hatten, bildeten die Scheidewand zwischen diesen Stämmen und ihren nördlich wohnenden Brüdern. Erst die wiederholten Angriffe [140] der Philister auf das israelitische Gebiet, von denen sie auch gelitten haben mögen, scheinen die beiden Stämme aufgerüttelt und aus ihrer Zurückgezogenheit herausgedrängt zu haben26. Um sich dieses hartnäckigen Feindes, der auf ihren Nacken das Joch der Knechtschaft hat legen wollen, zu erwehren, mögen die Judäer ihre Hand den Bruderstämmen entgegengestreckt haben. Die veränderte Stellung des Stammes Juda zu den Nachbarn hat den Anschluß erst ermöglicht. Denn gerade in dieser Zeit, als Samuel die Augen des Volkes auf sich gezogen hatte, bestand Frieden zwischen den Emoritern und Israel27. Wahrscheinlich hat die gemeinsame Furcht, von den mächtig gewordenen Philistern unterjocht zu werden, einen Friedensschluß zuwege gebracht. Der Stamm Juda rückte seit der Zeit immer näher nach dem Norden zu bis Bethlehem, schon ganz nahe an die Stadt Jebus, während er früher nur bis Hebron angesiedelt war.

Welche Umstände diese Lage auch herbeigeführt haben mögen, sicher ist es, daß in Samuels Tagen der Eintritt des Stammes Juda mit seinem Vasallenstamm Simeon in die gemeinsame Geschichtstätigkeit erfolgt ist. Jakob und Israel, in den vielen Jahrhunderten seit dem Einzug ins Land voneinander getrennt, waren nun vereinigt, und Samuel hat wohl diese Vereinigung herbeigeführt. Mit Judas oder Jakobs Eintritt in die Geschichte kam ein neues, kräftigeres, gewissermaßen verjüngendes Element hinzu. Der Stamm Juda hatte in dem von ihm in Besitz genommenen Gebiete wenig Städte und kein entwickeltes Städteleben vorgefunden. Die einzige namhafte Stadt war Hebron; sonst gab es nur Gehöfte für Herdenbesitzer. Die Verfeinerung und Entartung, die von Phönizien ausgegangen war, blieb den Judäern und Simeoniten fern. Der Kultus des Baal und der Astarte mit seinem unzüchtigen und grobsinnlichen Wesen hatte keinen Eingang bei ihnen gefunden. Sie blieben größtenteils, was sie beim Einzug ins Land gewesen waren, einfache Hirten, die ihre Freiheit liebten und verteidigten, von Kriegsruhm und Ehrgeiz aber frei waren. Die einfachen Sitten aus der Patriarchenzeit haben sich daher in Juda länger erhalten.

Wohl hatten auch judäische Familien jede für sich eine eigene Opferstätte28; im Hauptorte Hebron bestand gewiß eine solche; aber die Opferweise war hier einfach geblieben und wurde im Namen des Gottes Israels geübt. Eine gemeinsame Opferstätte scheint an der Südgrenze des Stammes in Beerseba gewesen zu sein, an der auch der Stamm [141] Simeon Anteil hatte29. Beerseba galt als ein durch sein Alter geheiligter Ort, in welchem schon die Erzväter Abraham und Isaak einen Altar erbaut hatten30. Noch viele Jahrhunderte später, selbst als bereits bedeutende Kultusplätze errichtet waren, blieb es ein Wallfahrtsort31. So ganz ohne heidnische Beimischung waren wohl die Gottesverehrung und die Sitten des Hauses Jakob auch nicht geblieben; denn es war nicht bloß von götzendienerischen Völkerschaften umgeben, sondern wohnte mitten unter ihnen und vermischte sich auch durch Ehebündnisse mit ihnen. Aber weil die Judäer so lange sozusagen in Bauerneinfalt lebten, blieben sie frei von den häßlichen götzendienerischen Auswüchsen. Die Vereinigung des Hauses Jakob mit dem Hause Israel war daher nach der politischen und religiösen Seite von großer Tragweite für die Zukunft.

Freilich ohne Samuels gebietende und tatkräftige Persönlichkeit hätte diese politische Erstarkung und religiöse Erhebung und Umwandlung doch nicht gefördert werden können. Der Sohn Elkanas, obwohl kein Kriegsheld, wurde als die starke Säule betrachtet, von der beide Häuser gestützt wurden. Mehrere Jahre hat Samuel, unterstützt von dem Prophetenorden der Leviten, seine Tätigkeit mit Eifer und Tatkraft fortgesetzt. Er galt in den Augen des Volkes als Führer.

Als die Philister zu wiederholten Malen einen Kriegszug gegen Israel vorbereiteten, versammelten sich die Ältesten des Volkes und begaben sich zu Samuel nach Rama mit der Bitte, daß er die Gefahr abwenden möge. Er zeigte sich selbstverständlich bereit, das Volk anzuführen; aber er knüpfte eine Hauptbedingung daran, daß es sich von dem fremden Götzentume reinigen, die Baal- und Astartealtäre umstoßen und mit ganzem Herzen zum Gotte seiner Väter zurückkehren möge, dann werde Gott es unfehlbar von den Philistern retten. Willig gingen die Stämme, die durch ihre Ältesten bei Samuel vertreten und von den Philistern zunächst bedroht waren, darauf ein, die Stämme Benjamin, Ephraim, Dan und wohl auch Juda. Darauf versammelte sich die kriegerische Mannschaft auf Samuels Befehl in Mizpah32, einer Stadt, die nicht weit von Rama auf einem 500 Fuß über die Ebene ragenden Bergrücken lag und einen weiten Überblick über die ganze Gegend gewährte, so daß die Annäherung des Feindes aus weiter [142] Ferne beobachtet werden konnte. Hier wendete sich Samuel in inbrünstigem Gebete zu Gott und brachte ein junges Lämmchen zum Opfer. Obwohl er das Opferwesen niedrig stellte, hielt er es doch nicht für ganz entbehrlich. Indessen rückten die Philister heran, und die israelitische Mannschaft verzagte. Samuel aber beruhigte sie. Ein starkes Unwetter, von Donner und Blitz begleitet, verbreitete Entsetzen unter den Philistern und sie wandten sich zur Flucht in ihr Gebiet. Beim Anblick dieser Flucht eilte die israelitische Schar von Mizpah in die Ebene und verfolgte sie bis in die Niederung von Beth-Jaschan33.

Dieser Sieg in der Nähe von Eben ha-Eser, wo die Philister viele Jahre vorher die israelitische Schar aufgerieben und die Bundeslade erbeutet hatten, war von nachhaltiger Wirkung. Er hob den Mut der Israeliten und beugte den der Philister. Diese versuchten zwar noch mehreremal Einfälle ins Land zu machen, aber sie wurden stets unter Samuels Anführung oder Anfeuerung zurückgeworfen. Die Philister mußten die israelitischen Städte, die sie den Israeliten früher entrissen hatten, wieder herausgeben34.

Ein Jahrzehnt mochte das Volk wieder die Behaglichkeit des Friedens genossen haben, und Samuel sorgte dafür, daß das Glück nicht wieder verderbe, was das Unglück gefördert hatte. Den Zusammenhang der Stämme, der ihnen Stärke verlieh, zu erhalten, war wohl sein ernstes Bestreben. Jahr für Jahr ließ er die Ältesten des Volkes zusammenkommen, setzte ihnen ihre Pflichten auseinander, erinnerte sie an die Unglückstage, die sich das Volk durch Gottvergessenheit, Vermischung mit den Götzendienern und Nachahmung ihrer Unsitten zugezogen hatte, und warnte sie vor Rückfällen35. Solche Zusammenkünfte [143] hielt Samuel abwechselnd in drei Städten, die nach dem Untergang Schilos Bedeutung erlangt hatten, in Bethel, das durch die Erinnerung an Jakob wichtig schien, in Gilgal, das eine Zeitlang unter Josua Mittelpunkt gewesen war, und in Mizpah, wo zuletzt der Sieg über die Philister erfleht worden war. In seinem Wohnorte Rama fanden noch häufigere Zusammenkünfte der verschiedenen Stämme statt, deren Älteste ihn aufsuchten, um ihn über wichtige Angelegenheiten zu Rate zu ziehen. Vermöge seiner prophetischen Stellung wurde Samuel in seinem Wohnorte auch von streitenden Parteien aufgesucht, damit er Recht spreche und Entscheidungen treffe. Er wurde als Oberrichter anerkannt. In Rama, sowie in den drei Städten bestand je ein Altar zum Opfern. Denn noch immer galt das Opferwesen als eine unerläßliche Zeremonie, sich Gott zu nähern. Aber Samuel ließ es nicht beim Opfern allein bewenden. Mit Hilfe der Leviten führte er Psalmen, Gesangchöre und Saitenspiel ein, die eine gehobene Stimmung erzeugten. Durch ihn kam ein neues Element in den israelitischen Gottesdienst, der Lobpsalm mit Gesang. Samuel selbst, der Stammvater der später berühmt gewordenen korachidischen Psalmdichter, hat ohne Zweifel zuerst Lobgesänge für den Gottesdienst gedichtet. Sein Enkel Heman galt im nachfolgenden Geschlechte neben Aßaph und Jeduthun als psalmistischer Dichter und Tonkünstler36. Die lieblichen Zwillingsschwestern, die einander ergänzen, die Dichtkunst und die Tonkunst, wurden durch Samuel in den Dienst des Kultus genommen; dieser wurde dadurch feierlich erhaben und wirkte nachhaltig und veredelnd auf die Gemüter. Wie die Dichtkunst überhaupt im israelitischen Volke zu einer Zeit gehegt wurde, ehe die übrigen Völker der Erde, so weit die Kunde reicht, selbst ehe noch die Jonier, die es unter den alten Völkern am weitesten darin gebracht haben, eine Ahnung davon hatten, daß die Schönheit und der Wohllaut der Sprache durch rhythmische Verse in der Seele eine angenehme Wirkung hervorbringe und als Mittel zur Veredlung der Menschen dienen könne, so erhielt sie auch in Israels Mitte eine würdige Stellung und einen Ehrenplatz. So eng verbunden war durch Samuels Beispiel die Dichtkunst mit dem Prophetentume, daß für den Dichter und den Propheten eine und dieselbe Benennung aufkam. Beide wurden als Seher (Roêh, Chosêh, Nabi) bezeichnet, und Dichten und Weissagen (hitnabbeh) war so ziemlich gleichbedeutend37. Zwei Propheten, die sich unter Samuel und nach seinem Beispiel ausgebildet haben, Nathan und Gad, [144] gehörten dem von ihm angeführten Chore an. So hatte die Lehre, welche Mose dem Volke übergeben zu einer Zeit, als es deren tiefen Gehalt noch nicht begreifen konnte, das Mittel gefunden, durch den Geist auf den Geist zu wirken und die Menge dafür empfänglich zu machen. Sie wurde erst dadurch tatsächlich, was sie ihrem Ursprunge nach sein sollte, eine Religion des Geistes, deren Aufgabe es war, das Gemüt zu läutern und die Gesinnung zu veredeln.

Durch die Verwendung der Levitenchöre und der Psalmengesänge wurde das Opferwesen von selbst herabgedrückt. Die Priester, die Söhne Aharons, die, von dem falschen Beispiel der Nachbarvölker verleitet, sich als die Mittler zwischen Gott und den Menschen vermöge der Opfer betrachteten, wurden durch Samuel in eine wenig geachtete Stellung verwiesen, gewissermaßen in den Schatten gestellt. Ein Enkel Elis, Achitub, ein älterer Bruder dessen, welcher bei der Nachricht von der Gefangennahme der Bundeslade durch eine Schmerzensgeburt in die Welt gekommen war, hatte sich bei der Zerstörung Schilos durch die Flucht nach einem Städtchen Nob in der Nähe Jerusalems gerettet. Er hatte auch die Hohenpriestergewänder mit dahin gebracht und das Ephod nicht vergessen, vermöge dessen die Priester die Zukunft zu verkünden pflegten38. Sämtliche Glieder des Hauses Aharon sammelten sich dann in Nob, so daß es eine Priesterstadt wurde39. Hier scheint Achitub einen Altar errichtet und selbst eine Art Zelttempel nach dem Muster des in Schilo zerstörten aufgestellt zu haben40. Sogar eine Bundeslade scheint in Nob angefertigt worden zu sein, zum Ersatz für die von den Philistern erbeutete, ohne Rücksicht darauf, daß der Hauptinhalt, die steinernen Tafeln des Bundes, mangelte. Allein dem Volke kam es nicht darauf an; es sah mehr auf das Äußere, auf das Gefäß, als auf den Inhalt; jenes wurde als wundertätiges Schutzmittel betrachtet.

Samuel kümmerte sich weder um die Aharoniden in Nob, noch um ihr Heiligtum und um ihre nachgeäffte Bundeslade, gleich als hätte er das Priestertum beim Volke in Vergessenheit bringen wollen. Der [145] Gegensatz zwischen dem aharonidischen Priestertume und dem Levitentum, der später offen hervortrat, stammt schon aus Samuels Zeit.

Indessen so bedeutend und erfolgreich auch die Umwandlung war, welche Samuels reichbegabte Persönlichkeit und sein Eifer bewirkt hatten, war dennoch der Zustand des Volkes weit entfernt davon, an Vollkommenheit auch nur anzustreifen. Das Haus Jakob, d.h. die Stämme Juda und Simeon, waren allerdings in den Gesamtverband hineingezogen; aber die Stämme im äußersten Norden beteiligten sich wenig an den wechselvollen Vorgängen, die in der Mitte des Landes vorfielen. Denn Samuels Einfluß erstreckte sich eben nur auf diese Mitte, auf die Stämme des Südens. Wenn vielleicht auch der Stamm Manasse im Gefolge von Ephraim zum Verbande gehörte, so blieben doch jedenfalls die Stämme Sebulon und Isaschar und noch mehr die nördlichsten, Ascher und Naphtali, davon ausgeschlossen, und ebenso die jenseitigen Stämme. Wohl mag die Kunde von Samuels eifervoller Tätigkeit und von der Erhebung ihrer Bruderstämme auch zu ihnen gedrungen sein, aber sie taten keinen Schritt, sich dabei zu beteiligen, noch suchten sie Samuel auf. Es ist zwar außerordentlich auffällig, aber es ist Tatsache, daß Samuels Tätigkeit nicht die Gesamtheit der Stämme umfaßte. Manche Umstände mögen die Gesamtvereinigung verhindert haben; aber eben dadurch, daß die Hindernisse nicht überwunden werden konnten, erscheint Samuels Tätigkeit doch nur als eine mangelhafte Halbheit. Er hatte sein Augenmerk nur auf die Mitte und den Süden gerichtet. Bei zunehmendem Alter sandte er seine beiden Söhne, Joël und Abija, gewissermaßen als Statthalter und Richter, den einen nach Beerseba im judäischen Süden und den anderen nach Bethel41, den Norden dagegen ließ er unvertreten. Samuels Persönlichkeit und Gesinnung war es zuwider, irgend einen Zwang auszuüben. Er mochte nur diejenigen leiten, die sich ihm freiwillig zur Verfügung stellten. Eine Herrschaft, die ihren Bestand und ihre Kraft in der Gewalt hat, war ihm ein Gräuel. Aber diese Milde zog nachteilige Folgen herbei.

Samuel konnte bei zunehmendem Alter nicht mehr die Tatkraft entwickeln wie in der Jugend und im reifen Mannesalter. Seine Söhne waren nicht beliebt, sie wurden beschuldigt, daß sie ihr Amt durch Annahme von Geschenken mißbrauchten. Andere tatkräftige Männer [146] waren in dem Kreise, von dem Samuel umgeben war, nicht vorhanden. Das Band, das das Volk zusammenhielt, lockerte sich allmählich, da der Prophet nicht mehr so oft mit den Ältesten in Berührung kommen konnte. Hatten die Feinde Israels Fühlung von der körperlichen Schwäche des prophetischen Leiters und von der von neuem drohenden Zerfahrenheit der Stämme? Sie begannen abermals sich zu rühren, um von neuem den Stämmen das Joch der Knechtschaft aufzulegen. Die Philister hatten zu Samuels Zeit das Königstum eingeführt, oder es war ihnen von dem Beherrscher einer der Fünfstädte aufgezwungen worden. Die Stadt Gath war Hauptort und Sitz des Königs geworden42. Sie wurden durch das Königstum geeinter und stärker. Der Ehrgeiz des neuen philistäischen Königs richtete sich auf Eroberungen in weiter Ausdehnung. Er scheint sogar gegen die Phönizier glückliche Kriege geführt und selbst die Stadt Sidon zerstört zu haben. Infolgedessen retteten sich die Sidonier auf Schiffen und erbauten auf einen tief bis ins Meer hinausragenden Felsen eine neue Stadt, welche sie Tyrus (Zor), die Felsenstadt, nannten43. Sie war für Feinde, die nicht über starke Kriegsschiffe zu verfügen hatten, unzugänglich. Die Philister waren indessen doch durch die Zerstörung von Sidon Herren des ganzen Küstenlandes von Gaza bis Sidon über Akko hinaus geworden. [147] Es lag ihnen also nahe, auch das Binnenland zu erobern, und es schien ihnen leicht, mit ihrer angewachsenen Macht das Land Israel vollständig zu unterwerfen. Es begannen daher von neuem blutige Kriege zwischen ihnen und den Israeliten.

Auch die Ammoniter, die durch Jephtah gedemütigt worden waren, erhoben sich wieder unter einem kriegerischen König Nachasch, der sein Gebiet zu erweitern trachtete. Dieser König machte Einfälle in die Wohnsitze der Stämme Gad und Halbmanasse. Außerstande, sich zu verteidigen, sandten sie Abgeordnete an Samuel mit der Bitte, ihnen kräftigen Beistand zu verschaffen, und sprachen ein Wort aus, welches den Propheten aufs tiefste verletzte, aber die allgemeine Stimmung ausdrückte. Sie verlangten, daß an die Spitze des israelitischen Gemeinwesens ein König gestellt werde44, der die Befugnis habe, alle Glieder des Volkes mit Gewalt zu einem einheitlichen und kräftigen Vorgehen zu nötigen, in den Krieg zu führen und Siege zu erringen. Ein König in Israel! Samuel war beim Anhören dieses Wortes entsetzt. Ein ganzes Volk soll von den Launen und der Willkür eines einzelnen abhängen! Die Gleichheit aller Glieder des Volkes vor Gott und dem Gesetze, die freie Selbständigkeit jeder Familiengruppe unter ihrem patriarchalischem Oberhaupte waren so sehr Lebensgewohnheit geworden, daß eine Änderung dieses Zustandes gar nicht faßbar war und das Allerunglücklichste in sich zu bergen schien. In jener Zeit galt ein König noch dazu als eine Verkörperung oder als ein eingeborener Sohn Gottes, dem das Volk im ganzen und einzelnen mit allem, was er haben und sein mochte, zu Eigentum gehörte, der frei darüber schalten und walten konnte, der selbst über das Leben der Untertanen und ihre heiligsten Gefühle verfügen und sie zum Opfer verlangen durfte. Ihm allein schuldeten alle nicht bloß Gehorsam, sondern auch kriechende Unterwürfigkeit: sich gegen ihn ein Vergehen zu schulden kommen zu lassen, müßte ebenso schwer geahndet werden, wie eine Lästerung gegen Gott. Einen König über Israel zu setzen, kam also dem Verlangen gleich, an die Stelle des Gottes Israel einen sterblichen Menschen zu setzen. Der König stände über der Lehre Gottes, über dem Gesetze, sein Willen allein wäre maßgebend. Kurz die ganze Ordnung und der Gedankenkreis, die im Volke Israel herrschten, und auf denen sein Gemeinwesen gebaut war, hätten umgekehrt werden müssen, und Israel mußte damit allen Völkern [148] der Erde gleich werden, die nur ein Spielball in der Hand ihrer Könige waren.

Der Prophet Samuel, in welchem die sinaitische Lehre von der Gleichheit aller Menschen und von der auf Freiheit beruhenden Sittlichkeit lebendig war, und der die ganze unheilvolle Tragweite der Forderung erkannte, fuhr dabei wie aus einem bedrückenden Traume auf. In einer effektvollen Schilderung führte er den Ältesten die unausbleiblichen Folgen des Königtums vor, daß die freiwillige Unterwerfung der Menge unter den Willen eines Einzigen zuletzt zu selbstmörderischer Knechtschaft führen müsse. »Der König wird euch eure Söhne nehmen zur Gefolgschaft seiner Würde, zum Ehrengeleite zu Roß oder als Vorrenner zu Fuß, auch seine Äcker werden sie bestellen müssen und seinen Waffenvorrat anfertigen. Eure Töchter werden Leckerbissen für seine Tafel bereiten müssen. Eure besten Felder wird er nehmen, um sie seinen Söhnen45 zu geben, und vom Ertrag des Bodens wird er den zehnten Teil nehmen, um damit seine Hofdiener und Verschnittenen zu lohnen. Eure schönsten Sklaven, Sklavinnen und Rinder wird er noch dazu nehmen und von euren Kleinvieherden wird er sich den zehnten Teil geben lassen, und ihr alle werdet Sklaven sein. Dann werdet ihr vor Gott über euern König klagen, aber Gott wird euch nicht erhören«46.

Aber so eindringlich auch Samuels Warnung war, die Ältesten blieben dabei, daß sie nur ein König von der Not der Zeit befreien könne.

Als zu den Drangsalen von den Ammonitern jenseit des Jordans noch neue hinzukamen, welche die diesseitigen Stämme näher angingen47, [149] drangen auch diese auf Einsetzung eines Königs. Die Philister machten wiederholte Einfälle und fanden diesmal geringen oder keinen Widerstand. Samuels Stimme vermochte die Stämme nicht mehr zu vereinter Gegenwehr zusammenzubringen, oder die israelitischen Krieger hatten im Kampf gegen die Philister Unglück. Diese siegten und führten diesmal ihre Obmacht und die Unterjochung nachdrücklicher und härter durch. Sie begnügten sich nicht mehr mit Losreißung der Grenzstädte, sondern dehnten ihre Herrschaft durch die ganze Breite des Landes fast bis zum Jordan und über das Gebirge Ephraim und Juda aus. In einigen Städten setzten sie Steuervögte (Nezib) ein für Abga benlieferung von Vieh und Getreide, die ohne Zweifel mit Härte den Zehnten, oder wie der Steuersatz sonst war, erpreßten. Zur Unterstützung der Vögte wurde ihnen bewaffnete Mannschaft zugesellt, welche die Ungefügigen zu züchtigen hatten48. Bei dieser Lage der Dinge wurde der Wunsch, einen König zu besitzen, der tatkräftiger, als der Prophet es vermochte, die Befreiung erwirken und erhalten könnte, immer lauter und dringender. Die Ältesten Israels verlangten mit einem gewissen Ungestüm von Samuel einen König und ließen sich nicht abweisen. Samuel selbst, so sehr er sich anfangs gegen die Zumutung sträubte, mußte auf den Wunsch eingehen. Der prophetische Geist verkündete ihm, sich dem einmütigen Willen der Volksvertreter zu fügen und einen König auszusuchen und zu salben. Die neue Regierungsform, die dem Gang der israelitischen Geschichte eine andere Wendung bringen sollte, war eine Notwendigkeit geworden. Der sicher urteilende Verstand in Samuel verwarf sie, aber die Prophetie in ihm mußte sie zugeben. Das israelitische Königstum ist unter Schmerzen zur Welt gekommen. Die Liebe hat es nicht geboren, der Zwang war sein Vater. Es hat deswegen keinen naturgemäßen Platz in dem Fugenbau des israelitischen Gemeinwesens finden können, und wurde von den höher gestimmten Geistern stets als ein störendes Element mit Mißtrauen angesehen.


Fußnoten

1 Richter 10, 10-15. Diese Ermahnung kann unmöglich vor der Zeit Jephtahs ausgesprochen worden sein, da darin von der Errettung von den Ammonitern und den Philistern die Rede ist, was erst zur Zeit Jephtahs und Simsons geschehen ist. Sie paßt auch nicht auf die Zeit Samuels, dem eine ähnliche Anrede in den Mund gelegt wird (I. Samuel 12, 6 f.) Man muß sie daher in die Zeit nach jenen beiden Richtern setzen, d.h. in die Zeit Elis. Der Eingang 'ה רמאיו ist zu verstehen gleich Richter 6, 8: איבנ שיא 'ה חלשיו.


2 Richter 10, 15; auch auf diese Zeit zu beziehen.


3 Dieser Umstand liegt in I. Samuel, 2, 24.


4 Das. 2, 23-24; 3, 13.


5 Dieser Gedanke liegt in das. 3, 13. םב ההכ אלו, das mehr sagen muß, als das bloße οὐκ νουϑέτειν, da er sie doch tatsächlich ermahnt hat.


6 Es ist beachtenswert, daß bei der Erzählung von dem Treffen unter Eli das. 4, 2 f. das Substant. הכרעמ und das Verb. ךרע gebraucht wird, was die Bedeutung von Aufstellen von Parallelgliedern der Streiter hat und der τάξις entspricht.


7 Psalm 78, 60-65. Die Schilderung des Unglücks darin ist zu lebhaft, als daß er in eine sehr späte Zeit, etwa gar in die Makkabäerepoche versetzt werden könnte. Sein Schluß enthält einen Panegyrikus auf den Stamm Juda und die Davidische Dynastie und zugleich gegensätzlich einen scharfen Tadel gegen den Stamm Ephraim, d.h. das Zehnstämmereich. Der Ps. setzt also das Vorhandensein beider Reiche voraus. Außerdem reflektiert V. 69 noch den Bestand des Salomonischen Tempels mit der Hinzufügung, daß er gleich der Erde sestbegründet ist, d.h. nimmer untergehen werde. Wenn auch ähnliche historische Psalmen aus der Exilszeit stammen mögen, dieser muß älter sein, vielleicht aus der Zeit Pekachs, als das Haus Davids gestürzt werden sollte, und eine Partei in Jerusalem selbst die Hand dazu bot. Jedenfalls ist der hier geschilderte Untergang Schilos und des Zelttempels historisch. Die Zerstörung Schilos ist auch in Jeremia 7, 12 vorausgesetzt und wird daselbst 26, 6 zitiert. Übrigens muß in diesem Ps. V. 63 וללוה aktiv genommen werden, entsprechend dem Parallelgliede in folgendem Vers הניכבת; so richtig griechisch ἐπένϑƞσαν.


8 Ps. 78, 67.


9 Die Erzählung von den Plagen der Philister beruht ohne Zweifel auf einem Faktum. In Herodot findet man Belege genug dafür, daß die alten Völker ähnliche Plagen als Strafen einer beleidigten Gottheit betrachteten, und, um sie abzuwenden, deren Tempel Sühnegelder und Weihgeschenke zusandten. Die Erzählung vom Dagon dagegen scheint auf einer gottesdienstlichen Sitte zu beruhen. Der Text ist nicht ganz korrekt. In I. Samuel 5, 6 muß vor הילובג תאו דודשא תא ergänzt werden ותיחשה םירבכעו, wie es auch LXX zum Teil haben. Ebenso muß in Vers 6, 1, der zu kurz gehalten ist, etwas fehlen, das sich durch LXX ergänzen läßt: καὶ ἐξέζεσεν ἡ γῆ αὐτῶν μύας: םצרא ץרשתו םירבכע, sonst wäre es auffallend, daß von Mäusen die Rede ist, die vorher nicht erwähnt wurden. In Vers 6, 18 muß gelesen werden: דעו יזרפה רפכ דעו רצבמ ריעמ 'וגו רשא הלדגה ןבאהו םירצנ לדגמ. Den völligen Gegensatz zu einer festen Stadt bildet ein Hirtenturm II. Könige 17, 9; 18, 8.


10 Ob nicht רזעלא in I. Samuel 7, 1 identisch ist mit אזע oder הזע in II. Sam. 6, 3. 7? Man erwäge, daß היזע auch הירזע genannt wird.


11 Josua 15, 9. 60; 18, 14; II. Samuel, 6, 2, wo man הדוהי לעבמ (statt ילעבמ) lesen muß. Die Stadt hatte früher zu Benjamin gehört, wurde aber später von Juda annektiert; der Hügel scheint aber bei Benjamin verblieben zu sein. Jetzt heißt der Ort, wo Kirjat Jearim stand, Abu-Gosch, von einem Räuberhauptmann dieses Namens auch Kiriat-Enab. Der Hügel ist noch mit einigen Waldbäumen bewachsen [vgl. Buhl S. 166].


12 Der Ausdruck 'ה ירחא והניו kann nur diese Empfindung und die Regung zum Bessern bezeichnen, obwohl das Wort etymologisch nicht erklärbar ist, und die Versionen kein Hilfsmittel zur Erklärung bieten.


13 Jeremia 15, 1; Ps. 99, 6.


14 An der levitischen Abstammung Samuels ist nicht zu zweifeln, obwohl sie im Buche Sam. nicht angegeben ist. In I. Chronik 6, 8-13 und 18-23 sind zwei Genealogien von Samuel und den mit ihm verwandten Korachiden aufgeführt, die den Stempel der Echtheit an sich tragen und einander ergänzen und berichtigen. In Numeri 26, 11 ist mit Rücksicht auf die Bedeutung der Korachiden ausdrücklich angegeben, daß sie nicht mit ihrem Vater untergegangen sind.


15 Das ist der richtige Sinn von I. Samuel 1, 24, רענהו רענ »das Kind erwachte,« Niphal von רוע. Die Ausleger haben diese Form verkannt und eine abgeschmackte Tautologie daraus gemacht. Die griech. V. machte daraus τὸ παιδάριον μετ᾽ αὐτῶν = םמע? [Vgl. Klostermann z. St.]


16 Dieser Zug ist auch angedeutet das. 2, 12-21.


17 Daß auch Elkana in Rama weilte, wie sein Sohn Samuel, ist oft genug angegeben, I. Sam. 1, 19; 2, 11. Dieses Rama lag in der Landschaft Zuph ףוצ ץראב das. 9, 5-6. Wenn anfangs angegeben ist, Elkana stamme םיפוצ םיתמרה ןמ, so erkennt man darin ףוצ wieder. Weil Rama in Samuels Zeit eine Rolle spielt, wird es von den übrigen Lokalitäten gleichen Namens ausgezeichnet durch diesen Beisatz. Die L.-A. םיתמרה, die nur einmal vorkommt (nur LXX haben für המרה öfter Ἀραμαϑαΐμ) kann nicht in Ordnung sein. Über die Lage von Rama im Lande Benjamin (nicht bei Bethlehem) vergl. Frankel-Graetz, Monatsschr. Jahrg. 1872, S. 65 f. Der Name hat sich noch bis jetzt erhalten in er-Râm (םאר לא) = המרה [S. jedoch Buhl S. 170 vgl. 172].


18 Der geringe Wert, den Samuel auf das Opfer gelegt hat, ist ausgedrückt in I. Sam. 15, 22-23 und auch in dem Umstande, daß er zur Zeit großer Gefahr, wo sonst viele Opfer gebracht zu werden pflegten, nur ein junges Lämmchen opferte, das. 7, 9.


19 Psalm 99, 6. Darin ist hervorgehoben, daß Mose und Aharon unter den Priestern und Samuel unter den Leviten (ומש יארקב) Gottes Warnungen und das Gesetz, das er ihnen (oder dem Volke) gegeben, treu befolgt haben: (ומעל) ומל ןתנ (רשא) קחו ויתודע ורמש [v. 7]. Das ist der Hauptsatz des Verses, das Vorangehende ist als Relativsatz zu nehmen.

20 Folgt aus I. Samuel, 15, 22-23. 33.


21 Das ist wohl der Sinn von I. Samuel 3, 19-21, wobei der Zusatz in der griechischen Version zu beachten ist.


22 I. Samuel 3, 1.


23 Vgl. das. 12, 21-22; 15, 23.


24 I. Sam. 10, 5. 10. 19, 20. םיאיבנ לבח ist eine innige Verbindung und Vereinigung von Propheten (von לבח, Band.) Vgl. Zacharia 11 7. 14: םילבח gleich הוחא. םיאיבנ תקהל ist eine Transmutation für תלהק.


25 I. Sam. das. und besonders 19, 19-24.


26 Vgl. Note 7.


27 I. Samuel 7, 14.


28 Vgl. I. Samuel 20, 6.


29 Josua 15, 28 und 19, 2.


30 Genesis 21, 33; 26, 23-25.


31 Amos 5, 5.


32 Jetzt Nabi-Samwil genannt, von der falschen Voraussetzung, daß dieses das Rama Samuels gewesen sei.


33 I. Samuel 7, 3-12. In Vers 12 hat die syrische Übersetzung statt ןשה die L.-A. ןשי, nämlich איפצמ תיב ןשי תיבל. Auch die griech. Vers. muß dieselbe L.-A. vor sich gehabt haben, denn sie übersetzt den Eigennamen apellativ durch παλαιά, alt, d.h. ןשי. Der Syrer hat auch Vers 11 für das unverständliche רכ תיב die L.-A. ןשי תיב ןמ תחתל אמדע. Jaschan oder Bet-Jaschan muß also westlich von Mizpah, und zwar am Fuße des Gebirges nach der Schephela zu, in der Richtung nach Philistäa gelegen haben. רזעה ןבא lag also zwischen Mizpah und Jaschan, und auch das Aphek in der Niederung (I. Sam. 4, 1) lag in der Nähe von Eben ha-Eser.


34 Das. 7, 14 klingt ein wenig schwerfällig. Die LXX haben einige Zusätze, welche die Konstruktion gefügiger machen. תג דעו ןורקעמ will nicht etwa sagen, daß diese Städte ausgeliefert worden wären, sondern lediglich die Städte, welche zwischen diesen lagen. In Vers 13 will לאומש ימי לכ aussagen, so lange Samuel persönlich regierte, ehe er sich im Alter durch seine Söhne vertreten ließ.


35 Vgl. Note 7.


36 I. Chronik 6, 7; 15, 17; 25, 1 ff.


37 I. Chronik 25, 2-5; I. Samuel, 10, 5-11; 19, 20-24.


38 I. Samuel 14, 3; 21, 2.


39 Das. 22, 19.


40 I. Sam. 21, 2-8. 14, 18. LXX haben statt ןורא ἐϕούδ, weil es dem Übersetzer auffällig war, daß die Bundeslade, die doch in Kirjat-Jearim stand, sich in Sauls Lager befinden konnte. Cs ist aber ein harmonistischer Zug; die späteren Komentt. deuten ebenfalls hier ןורא in Ephod und Urimwe-Tumim um. Die syr. Übers. hat aber hier ןורא. Auch eine talmudische Autorität nimmt an, daß es zwei Bundesladen gegeben habe (Schekalim fol. 49 c): ויה תונורא ינש.


41 Josephus hat bei diesem Punkte einen beachtenswerten Zusatz (Altert. VI, 3, 1): προς έταξε δὲ τὸν μὲν ἐν Βεϑήλοις ... τὸν δ᾽ἕτερον ἐν Βαρσουβαί. Man müßte demnach in I. Samuel 8, 2 ergänzen: תיבב דחאה עבש ראבב דחאהו לא.


42 Noch zu Simsons Zeit werden nur die fünf ינרס םיתשלפ genannt, aber noch kein König. In Sauls Zeit dagegen wird Achisch, Sohn des ךועמ von Gath, als König der Philister, aufgeführt (I. Samuel 27, 2). Maoch scheint demnach ihr erster König gewesen zu sein. In Samuels Zeit muß demnach das Königtum in Philistäa eingeführt worden sein.


43 Trogus Pompejus nach Justins Auszug hat eine interessante historische Notiz erhalten (XVIII 3): Post multos deinde annos a rege Ascaloniorum expugnati (Phoenices, Sidonii), navibus appulsi Tyron urbem ante annum Trojanae cladis condiderunt. Der König der Askalonier, d.h. der Philister, hat demnach die Phönizier besiegt und Sidon zerstört. Die Zeit ist zwar unbestimmbar angegeben; denn man weiß nicht, in welches Jahr Trogus Pompejus den Untergang Trojas gesetzt hat, da es nicht weniger als 17 trojanische Epochen gibt. Da Trogus aber von einem König der Askalonier und von der Erbauung Tyrus' spricht, so kann das Faktum nur in Samuels Zeit fallen. Denn vorher hatten die Philister keinen König, und später konnte Tyrus nicht erbaut sein, da zu Davids Zeit schon Hiram König von Tyrus war. Sanchoniathon nennt Hirams Vater Bartophas als ersten König von Tyrus. Pragmatisch fügen sich die Fakta passend zusammen; die Obmacht der Philister über die Phönizier und ihre nachdrucksvollen Kriege gegen die Israeliten zu Ende von Samuels Zeit stehen im Zusammenhange [vgl. Pietschmann, Gesch. der Phönizier, S. 61 ff.].


44 In I. Samuel 12, 12 ist ausdrücklich angegeben, daß die Israeliten infolge des Krieges mit Nachasch, dem Ammoniterkönig, einen König verlangt haben. Es müssen demnach die jenseitigen Stämme zuerst diesen Wunsch ausgesprochen haben. Vgl. S. 149.


45 I. Samuel 8, 9-19. In Vers 14 muß wohl statt וידבעל gelesen werden וינבל, da von den םידבע erst im folgenden Verse in Verbindung mit ויסירסל die Rede ist.


46 Die Geschichtlichkeit der Warnungsrede Samuels ist nicht anzuzweifeln. Denn das abschreckende Bild von Königtum kann nur vor Davids Regierung gezeichnet worden sein. Später selbst unter den schlimmsten Königen Judas wurde das Königtum von den Propheten niemals so gebrandmarkt, wenn auch die Könige bitter getadelt wurden. Das Davidische Königtum wurde vielmehr von ihnen als ein von Gott eingesetztes und ihm wohlgefälliges Institut respektiert.


47 Es ist bereits darauf hingewiesen (o. S. 148), daß die Angriffe von seiten der Ammoniter die erste Veranlassung zur Forderung einer Königswahl gewesen sein müssen. In 9, 16 dagegen ist angegeben, daß der zu wählende König Israel von den Philistern befreien solle. Daraus geht hervor, daß die Invasionen der Philister Veranlassung zur Wahl gegeben haben. Man braucht aber nicht die Zuflucht zu zwei verschiedenen Relationen zu nehmen. Die erste Forderung kann recht gut infolge der Ammoniterfehden von den jenseitigen Stämmen ausgegangen sein. Der Angriff der Philister hat dieser Forderung Nachdruck gegeben, sie ist zugleich auch von den diesseitigen Stämmen ausgesprochen worden. Der neugewählte König hatte in der Tat zugleich gegen beide Völkerschaften zu kämpfen. Nur darf man die feindliche Haltung der Ammoniter nicht mit dem Kulminationspunkte beginnen lassen, mit der Bedrohung der Einwohner von Jabesch-Gilead (11, 2). Ehe die Ammoniter so weit nördlich über den Jabbok hinaus vordrangen, mußten sie die Gaditen unterworfen haben, und dazu gehörte Zeit. Der Hilferuf gegen die Ammoniter kann also im ersten Stadium des Krieges erfolgt sein.


48 I. Samuel, 10, 5; 13, 4.



Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1908], Band 1, S. 151.
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Die Orestie. Agamemnon / Die Grabspenderinnen / Die Eumeniden

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Der aus Troja zurückgekehrte Agamemnon wird ermordet. Seine Gattin hat ihn mit seinem Vetter betrogen. Orestes, Sohn des Agamemnon, nimmt blutige Rache an den Mördern seines Vaters. Die Orestie, die Aischylos kurz vor seinem Tod abschloss, ist die einzige vollständig erhaltene Tragödientrilogie und damit einzigartiger Beleg übergreifender dramaturgischer Einheit im griechischen Drama.

114 Seiten, 4.30 Euro

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Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

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