Annaten

[24] Annaten heissen im Mittelalter 1. eine Abgabe des Ordinierten an den Ordinierenden, die bis zur Höhe des ersten Jahreseinkommens gesteigert werden durfte, von Priestern, Äbten und Bischöfen geleistet werden musste und allmählich an den Papst kam; man hiess sie meist servitia. 2. die Abgabe der Hälfte der ersten Jahreseinnahme, welche die Bischöfe von den von ihnen verliehenen Pfründen erhielten und ebenfalls mit der Zeit an den Papst abtraten. Diese zweite Art hiess im engeren Sinne annata. Über beide Abgaben, die mit der Zeit denselben Namen annata erhielten, führte die vorreformatorische Zeit heftige Klagen; die Annaten im engern Sinne sollten nach einem Beschlusse des Konstanzer Konzils aufhören, wenn sie weniger als 24 Goldgülden betrügen, was in Deutschland bei allen päpstlichen Pfründen eintraf; die Servitien bestanden fort, und sie sind es, denen die vielen Klagen späterer Zeit galten.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 24.
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