Antichrist

[25] Antichrist, mhd. auch mit Anlehnung an ende: endechrist. Die Lehre vom Antichrist, schon bei den Juden als Pseudomessias vorgebildet, kam früh mit dem Christentum in die deutsche Bildung; besonders in der Auffassung, wonach er am Ende der Welt den grossen Kampf mit Christus bestehen wird, an welchem auf beiden Seiten übermenschliche Helden teilnehmen, namentlich der Erzengel Michael und Elias, wahrscheinlich nach dem Brief Judae, v. 9, wo der Erzengel Michael mit dem Teufel um den Leichnam Mosis zankt. Die bekannteste deutsche Darstellung der Antichrist-Sage ist das Gedicht vom jüngsten Tage oder Muspilli, u.a. abgedruckt in Müllenhoff und Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa, wo in der Erläuterung zahlreiche andere deutsche Dichtungen vom Antichrist nachgewiesen sind.

Schriften über diesen Gegenstand giebt es in Poesie und Prosa das ganze Mittelalter hindurch, so von der Frau Ava, gestorben 1127. Siehe Wackernagels Litteraturgeschichte, § 55. Auch Vrîdankes Bescheidenheit hat einen Abschnitt (49) Von dem endechriste, dazu die Anmerkungen in der Ausgabe von Bezzenberger, Halle 1872, p. 461 ff. Das älteste in Deutschland aufgefundene Mysterium ist der ludus paschalis de adventu et interitu Antichristi. Seit dem 14. Jahrhundert fanden die Gegner des Papsttums, Wikleff, Huss, und ganz allgemein die Reformatoren den Antichrist im Papste. Auch in Brants Narrenschiff, 103, ist vom Endchrist die Rede.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 25.
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