Antichrist

[556] Antichrist (v. gr., Widerchrist, bei Luther Endchrist), 1) im weitern Sinne jeder Gegner Christi; 2) eine bestimmte Person, der Sohn des Verderbens. Da die Idee des Messias die des Sieges des Guten über das Böse ist, so setzte man demselben ein persönlich gedachtes Böses entgegen. Im A. T. kommt diese Personification noch nicht vor, obgleich Ezechiels König Gog von Magog schon eine Andeutung davon ist. Bestimmt reden zuerst davon Paulus (2. Thessal. 2, 3 ff.), ohne den Namen A. zu nennen, u. Johannes (1. Br. 2, 18. 4, 3). Auch das Thier in der Apokalypse ist nach Vielen nichts anders, als der A., u. er wird häufig in der Sage unter diesem Bilde dargestellt mit 7 Häuptern, 16 Hörnern u. 10 Kronen. Sein Erscheinen wird an Christi Rückkehr angeknüpft. Zur Zeit der ersten Christenverfolgung glaubte man ihn in Nero erschienen, dann daß derselbe an einem unbekannten Orte noch lebe u. wiederkommen werde, um die Weissagungen zu erfüllen. Später war die Erwartung des A. nach den verschiedenen Ansichten u. Umständen verschieden, so wurde Muhammed für den A. gehalten u. seit dem 14. Jahrh. fanden die Gegner der päpstlichen Hierarchie den A. im Papste. Nach Einigen soll er vom Teufel mit einem unkeuschen Weibe gezeugt, nach Andern aus dem Stamme Dan in Babylon geboren werden, dort ein großes Reich gründen, viele Völker unterjochen u. endlich bei Christi Wiederkunft besiegt werden. Ähnliche Sagen auch bei den Juden (vgl. Armillus) u. bei den Muhammedanern, Namens Dadschdschal, welche meinen, daß ihn der Iman Mahedi mit Christus besiegen u. den Islam mit dem Christenthum vereinigen werde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 556.
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