Barockstil

Fig. 24. Kathedrale zu St. Gallen. (Aus den kunsthist. Bilderbogen.)
Fig. 24. Kathedrale zu St. Gallen. (Aus den kunsthist. Bilderbogen.)
Fig. 25. Westlicher Pavillon des Dresdener Zwingers. (Kunsthist. Bilderbogen.)
Fig. 25. Westlicher Pavillon des Dresdener Zwingers. (Kunsthist. Bilderbogen.)

[48] Barockstil; das deutsche Wort barock ist erst im 18. Jahrhundert aus franz. baroque = schiefrund (von Perlen), sonderbar, dieses vom portug. der barocco = rohe, ungleiche Perle, eigentlich unebener Fels, entlehnt. Unter Barockstil versteht man diejenige Form des Renaissance-Stiles, die der Blüte der Renaissance oder der Hoch-Renaissance folgt. Sie wird dadurch charakterisiert, dass die Baukunst von den strengen schematischen Regeln der älteren Kunst absah und nach individueller Willkür aus den römischen Baugliedern ein neues, brillantes und geistreiches, aber der strengen Form entbehrendes Ganze zusammensetzte. Als Anfänger des Barockstiles gelten Michel Angelo, besonders aber Lorenzo Bernini und Franc. Barromini. Die Zeit dieses Stiles ist etwa von 1620 an bis 1730. Zu ihr gehört in der kirchlichen Baukunst der sogen. Jesuitenstil. Die Fassaden dieser Kirchen zeigen meist zwei Säulenstellungen übereinander, die obere bedeutend kleiner als die untere und die Strebebogen durch willkürliche Schnörkel verdeckt. Andere Eigenheiten sind gewundene Säulen, gebrochene, zerstückte Giebel, geschweifte Fenster und Giebel mit einer schneckenartigen Einfassung, abenteuerliche, geschweifte Aufsätze, die Gliederungen reich überladen, die Ornamente oft willkürlich und verwildert, das Gradlinige überhaupt verbannt und sogar im Grundriss durch krumme, geschwungene Linien ersetzt. Die letzte Ausartung des Barockstiles heisst Rokoko- oder Zopfstil. In der deutschen Dichtung sind die beiden Spät-Renaissancestile durch die erste und zweite schlesische Dichterschule repräsentiert. Siehe Fig. 24: Kathedrale in St. Gallen und Fig. 25, westlicher Pavillon des Dresdner Zwinger.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 48.
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