Brot

[84] Brot. Die früheste Form der Getreidenahrung war der Brei, der aus grobgemahlenen Körnern, Grütze und Griess (beide Wörter derselben Wurzel angehörig) bereitet wird. Nach Plinius lebten die Germanen vorzüglich von Haferbrei, der in gewissen Teilen Oberdeutschlands noch heute die gewöhnliche Nahrung der Ärmeren ist; daneben kam Gersten-, Bohnen- und Hirsebrei vor. Brot war ursprünglich am Feuer gerösteter Mehlbrei; ungesäuert, in flacher Kuchenform, hiess es Derbbrot und war meist aus Gersten- oder Hafermehl, später auch aus Dinkel oder Spelt bereitet. Das bessere, durch Gährungsmittel aufgetriebene Brot, das aus Weizenmehl gebacken wurde, hiess schoen brôt oder weizbrôt. Ganz runde Brote hiessen Halbbrote oder Hastel. Brotring, Ringel, Stechling hiessen feinere, runde und ringförmige Brote, aus denen sich später mancherlei Kuchen entwickelt haben. Die Semmel aus feinem Weizenmehl[84] ist seit dem 12. Jahrh. nachweisbar. Vochenzer, Fochenz ist eine in der Herdasche gebackene germanisch-romanische Brotart. Brezeln erscheinen auf Bildern des 12. und 13. Jahrh. Sonst kennt man noch Krapfen oder Pfannkuchen und Kuchen im allgemeinen. Zwiebacke wurden in Frankreich namentlich in den Klöstern bereitet.

Ins germanische Altertum reichen die von Frauen bereiteten Tempel- oder Opferbrote. Götterbilder und heilige Tiere wurden in Teig geknetet, mit Öl bestrichen und an heiliger Stätte von den Weibern gebacken. Spuren dieser Brote finden sich in zahlreichen heute noch beliebten Festgebäcken, wo namentlich Männlein, Weiblein und unter den Tieren besonders Hirsche und Schweine in Semmelteig nachgebildet werden. Auch andere Backwerke, die sich an bestimmte Zeiten des Jahres oder Ereignisse des Lebens knüpfen, hängen mit alten religiösen Bräuchen zusammen. Weinhold, Deutsche Frauen, II. Aufl. II, 59–61. Vgl. Staub, Das Brot im Spiegel schweizer-deutscher Volkssprache und Sitte. Lpz. 1868 und Rochholz, das Allerseelenbrot, in deutscher Glaube und Brauch, I, 299–335.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 84-85.
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