Kegelspiel

[488] Kegelspiel, mhd. kegelen, war im Mittelalter in Stadt und Land beliebt, namentlich an der Kirchweihe und auf den Schiessplätzen. Eine Augsburger Chronik vom Jahr 1470 erzählt: Es waren auch aufgeworfen fünf klainater (Gewinne), darumb gemain gesellen kegeleten; welcher in drei würfen am meisten kegel warf, der gewan das best, und ain baur von Menchingen warf siben kegel in drei Würfen. Früh kommen auch schon Verbote des Spieles vor, in Frankfurt a.M. z.B. 1443. Hildebrand spricht, darauf fussend, dass das Wort Kegel ursprünglich soviel als Schienbein oder Wadenbein bedeutete, und dass man ursprünglich aus dem Kegel im Knochengebäude einen Kegel zum Spiel machte, folgende Vermutungen aus, Grimms Wörterbuch V, 385: »Es lässt sich denken, dass das Kegelspiel sehr alt sei, es ist auf dem Lande noch ein oder das Hauptvergnügen an Sonntagen und den hohen Festen; war es vielleicht von jeher ein Anhang der hohen Feste aus der heidnischen Zeit her? und ist der Kegel vom Pferde, der zum Spiele dient, ursprünglich von dem Pferde, das dem Wuotan geopfert ward? oder von den den Göttern geopferten Kriegsgefangenen? Denn gerade Wuotan liebte Pferde- und Menschenopfer, und nichts liegt näher, ab dass man von dem Opfer wie das Fleisch zum Opferschmause, so die Knochen zu den Spielen nahm und beide dadurch gleichsam heiligte. Der wilde Jäger, d.i. Wuotan, führt noch Rossknochen bei sich, und an heiligen Orten, wo sonst die Fastnachtfeier ihre Stelle hatte nebst allerlei Spielen und Leibesübungen, weiss das Volk von gespenstigen Kegelbahnen; ja in dem Kindermärchen erscheint ein gespenstiges Kegelspiel mit Totenbeinen als Kegeln und Totenköpfen als Kugeln. Das Kegeln im Himmel, was das Volk im Donnern findet, gehört ja wohl auch ursprünglich Wuotan an, in der Oberpfalz u.a. schreibt man es dem heiligen Petrus zu. Die Zahlen, in denen die Kegel auftreten, neun und drei, sind beide heilige Zahlen. Übrigens scheint das Kegeln ursprünglich nur eine Ausbildung oder besondere Anwendung des alten Steinstossens, Steinwerfens, das ja wohl mit anderen Kraftübungen als Wettspiel die Götterfesttage verherrlichen half.« Kriegk, Bürgertum, I, 423. Zettler in Ersch und Gruber.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 488.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika