Kemenate

[491] Kemenate, mhd. kemenâte, ahd. cheminâta, mittellat. caminata (nämlich camera), eigenes Zimmer mit einem caminus, ist das heizbare Wohnzimmer auf Burgen, dann auch das gewöhnliche Wohnhaus gegenüber dem alten Hauptteil der Burg, dem (meist wohl unheizbaren) sal, palas, endlich auch grösseren Burgen gegenüber ein kleinerer Burgstall, befestigtes Haus. Der Begriff Wohnzimmer gliedert sich in denjenigen des Frauengemachs, des Schlafzimmers und des Krankenzimmers, des Wohn- und Geschäftszimmers des Herrn, sogar der Schatz-, Kleider- und Waffenkammer u.a. Am bekanntesten ist seiner inneren Einrichtung nach das Schlafzimmer. Dasselbe ist wie der Saal mit Gemälden geschmückt, wird bei festlichen Gelegenheiten dekoriert, der Fussboden mit Blumen bestreut. In der Kemenate steht das grosse gemeinsame Ehebett hinter Vorhängen; davor ein Teppich und eine Bank samt Fussschemel; ric heisst das Gestell, über welches man die ausgezogenen Kleider hängt. Ausser Stühlen und Tischen stehen hier auch die Laden, mhd. kiste, valde, schrîn. Ein Kruzifix dient der frommen Andacht. Das Schlafzimmer der Herrin diente zugleich als Arbeitszimmer für sie und ihre Mägde. Die Thüre war verschliessbar und zum verriegeln eingerichtet. Wer Eintritt verlangte, hatte mittelst des Klopfringes zu pochen. Für die Katzen war unten eine Öffnung ausgeschnitten. Grimm, Wörterbuch; Schultz, Höfisches Leben, Absch. I.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 491.
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