Uhren

[1026] Uhren, mhd. ûre, ôre, aus lat. hora, bedeutet zuerst die Stunde, ôrglocke, die Stundenglocke, horologium. Das frühere Mittelalter benutzte ausschliesslich die schon dem Altertum bekannten Sonnen-, Sand- und Wasseruhren, von denen die erste Art zuweilen an den Kirchen angebracht war. Wann die durch ein Gewicht in Bewegung gesetzten mechanischen Uhren aufgekommen sind, ist nicht mit Gewissheit bekannt; man hat die Erfindung derselben bald dem Priester Pacificus aus Verona im 9. Jahrhundert, bald dem Papst Silvester II., Gerbert, gest. 1003, zugeschrieben. Erwähnt werden sie zuerst in um das Jahr[1026] 1120 zusammengetragenen Statuten des Cistercienzer-Ordens, wo dem Sakristan aufgegeben wird, die Uhr so zu regeln, dass sie schlägt und ihn vor dem Frühgottesdienst weckt. Das Zifferblatt war bis ins 16. Jahrhundert in 24 Stunden geteilt, welches die ganze oder die grosse Uhr hiess. Die erste Räderturmuhr bekam Augsburg 1364, Breslau 1368, Strassburg 1370, Nürnberg 1462. Künstliche astronomische Uhren erhielten das Münster zu Strassburg 1352–54, die Marienkirche in Lübeck 1405; jenes Strassburger Werk wurde durch ein neues, von Isaack Habrecht aus Schaffhausen in den Jahren 1547–1574 verfertigtes und aufgestelltes Werk ersetzt, das für ein Wunder der Mechanik galt, aber im Jahr 1789 zu gehen aufhörte. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts waren Räderuhrwerke mit Schlagwerk und Wecker als Stubenuhren, ebenso Taschenuhren schon vielfach im Gebrauch. Als der Erfinder der letztern wird der Nürnberger Peter Hele bezeichnet, als das Jahr der Erfindung 1510.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 1026-1027.
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