Agamedes

[132] AGAMEDES, is, ( Tab. XXV.) des Erginus, Königes der Minyer, Sohn, war mit seinem Bruder Trophonius ein sonderbarer Baumeister, und sie errichteten beyde so wohl dem Apollo zu Delphi den Tempel, als auch dem Hyrieus eine Schatzkammer Bey dieser setzten sie einen Stein dergestalt in die Mauer ein, daß sie ihn allemal füglich wieder heraus nehmen, und also in die Schatzkammer hinein kommen konnten, wenn sie wollten; da sie sich denn nach und nach eine ziemliche Summe Geldes hinweg holeten Weil aber Hyrteus bey Besuchung seines Schatzes solchen abnehmen sah; und doch [132] Thüre und Schlösser unverletzt antraf, so legete er zuletzt Fallen und Schlingen um her; und, da Agamedes sich deren nicht versah, so blieb er denselben hängen. Trophonius befürchtete, er möchte durch seinen Bruder verrathen werden, und hieb ihm daher den Kopf ab, welchen er mit sich hinweg nahm. Er wurde hierauf nach der Zeit von der Erde verschlungen: jedoch entstund bey dem Orte, wo sich solches begab, ein berühmtes Orakel; wobey denn allemal auch Agamedes von denen, die es befragten, mit angerufen wurde. Pausan. Bœot. c. 38. & 39. p. 311. Sonst wird ihr Tod noch anders erzählet. Nach der Erbauung des delphischen Tempels verlangeten sie von dem Apollo ihre Belohnung, und erhielten zur Antwort, sie sollten dieselbe in acht Tagen haben, indessen aber sich gütlich thun. Sie gehorcheten, und den siebenten Tag des Morgens wurden sie todt gefunden. Plut. de cons. ad Apoll. T. II. Opp. p. 109.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 132-133.
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