Consentes

[773] CONSENTES, um, heißen diejenigen 12 großen Götter, welche man auch Deos majorum gentium nennet. Sie haben diesen Namen nach einigen von Consentio, als Einwilligende Rathgebende, nach andern von Consulo, und nach den dritten von Conso, is, welches bey den Alten ehemals eben so viel, als Consulo geheißen haben soll. Voss. Etymol. in Consentia s. pag. 180. Wenigstens werden sie auch Senatores vom Mart. Capella ap. Voss. l. c. und Consiliarii des Jupiters genannt. Arnobius ap. eumd. l. c. Sie wurden daher auch in der Verehrung einander zugesellet, und hießen in Griechenland oft συνβωμοι, d.i. die einen gemeinschaftlichen Altar hatten, oder deren Altäre doch an einander gebauet waren. So opferte man ihnen zu Athen auf dem Markte und zu Lektus in Troas auf einem Altare. Zu Olympia aber waren ihnen sechs, je zweenen und zweenen einer, gewiedmet, d'Arnaud de Diis παρέδροις c. 24. p. 168. Zu Rom aber stunden ihre vergoldeten Bildsäulen zusammen auf dem Markte. Varro de rerust. L. 1. c. 1. Sie waren, wie sie Ennius in folgenden zween Versen begriffen:


Iuno, Vesta, Minerva, Ceres, Diana, Venus, Mars,

[773] Mercurius, Iovis, Neptunus, Vulcanus, Apollo.


Appulej. & Mart. Cap. ap. Gyrald. Synt. I. p. 18. und ihrer also sechs weiblichen, sechs aber männlichen Geschlechtes, und Jupiter selbst mit unter ihnen. Diese regiereten die zwölf Monate des Jahrs, nämlich, 1. Juno den Januar, 2. Neptun den Febr. 3. Minerva den März, 4. Venus den April, 5. Apollo den May, 6. Mercur den Junius, 7. Jupiter den Julius, 8. Ceres den August, 9. Vulcan den September, 10. Mars den October, 11. Diana den November, und 12. Vesta den December. Gyrald. l. c. Es war auch jedem ein Zeichen des Thierkreises am Himmel gewidmet, wie es der Poet in folgenden bemerket:


I. Lanigerum Pallas; II. Taurum Cytheræa tuetur;

III. Formosos Phœbus Geminos; IV. Cyllenie Cancrum;

V. Tuque pater (Iupiter) cum Matre Deûm regis ipse Leonem;

VI. Specifera est Virgo Cereris; VII. fabricataque libra

Vulcano; VIII. Pugnax Mavorti Scorpius hæret;

IX. Venantem Diana Virum sed partis equinæ;

X. Atque augusta fovet Capricorni sidera Vesta;

XI. E Jouis adverso Junonis Aquarius astrum est;

XII. Agnoscitque suos Neptunus in æthere Pisces.


Manil. Astron. L. II. v. 439. Die Landleute sollen auch ihre besondern zwölf großen Götter gehabt haben, die von der Stadtleute ihren unterschieden gewesen, wie wohl solches sich doch nicht gewiß behaupten läßt. Diese waren zuerst Jupiter und Tellus, weil Himmel und Erde alle Früchte des Ackerbaues in sich fassen; zweytens die Sonne und der Mond, deren Lauf und Stand bey dem Säen und Pflanzen beobachtet werden; drittens Ceres und Liber oder Bacchus, weil Speise und Trank von ihnen aus dem Boden kommen: viertens Robigus und Flora, weil sie das Getraide vor[774] dem Brande, und die Bäume vor Krankheiten bewahren, auch machen, daß sie zu rechter Zeit blühen; fünftens Minerva und Venus, weil deren erste die Oelbäume, die zweyte aber die Gärten beschützet; sechstens Lympha und Bonus Eventus, weil das Wasser den Früchten, wenn sie gedeihen sollen, und der gute Fortgang dem Landmanne unentbehrlich ist, wenn er nicht seinen Muth soll sinken lassen. Varro L. c. et Gesner. ad eum: Sonst rief der Flamen zwölf andere Feldgötter an, wenn er der Ceres und Tellus Opfer brachte, nämlich den Vervactor, Reparator, Inporcitor, Insitor, Obarator, Occator, Sarritor, Subruncinator, Messor, Convector, Conditor und Promitor; welche aber vielmehr nur Beynamen zu seyn scheinen. Fab. Pict. ap. Serv. ad Virg. Geor. I. 21.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 773-775.
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