Dagon

[858] DAGON, eine von den berühmtesten Gottheiten der Philister, die man aber noch nicht recht zubestimmen weis. Ihr Namen soll die drey Bedeutungen [858] haben, daß er entweder eine gewisse Fischart, oder ein heiliges Leidtragen, oder den Gott des Ackerbaues bezeichne. Hieron. interpr. lat. Lex. Origen. T. II. Opp. p. 202. Nach diesem letztern also hat sie denselben von dem phönicischen Worte Dagahn, das Getraide, erhalten, und war mit Siton einerley. Sie wird für einen Sohn des Uranus oder Himmels und für den Erfinder des Pfluges angegeben, welcher die Menschen unterrichtete, wie sie aus dem Getraide Brodt machen sollten. Dieserwegen wurde er nach seinem Tode mit dem Zunamen Jupiter Arotrius, der Ackersmann, beleget, oder auch wohl Zevs Aruräus genannt. In dem Kriege seines Bruders Kronus wider den Uranus wurde eine von des letztern Kebsweibern gefangen genommen, die ihm Kronus zur Ehe gab, ob sie gleich vom Uranus schwanger war. Sie gebahr ihm also in seinem Hause einen Sohn, welchen sie Demaroon nannte. Sanchon. ap. Euseb. Pr. Ev. L. I. c. 10. p. 34. Nach andern soll das Stammwort des Namens Dag, ein Fisch, seyn, und sie als eine Weibesperson, deren unterer Theil die Gestalt eines Fisches hatte, seyn vorgestellet worden; daher man sie mit der Derceto oder Atergatis für einerley ausgiebt. Selden. de Diis Syr. Synt. II. c. 3. p. 267. Sie soll auch so viel, als der Ceto oder das Meerwunder seyn, welchem die Andromeda zu Joppe vorgeworfen worden. Salmas. exerc. Plin. p. 574. Man glaubet, sie habe in verschiedenen Ländern verschiedene Namen geführet, und hält bald die Vorstellung des Götzen Oannes, dessen Leib und Kopf wie ein Fisch gestaltet gewesen, über dem Fischkopfe aber noch ein anderer Kopf gestanden und unter dem Fischschwanze sich Menschenfüße gezeiget; bald die auf einer ägyptischen Münze vorkommende Figur, die halb wie eine Weibesperson, mit einem Füllhorne in den Händen, halb wie ein Fisch mit hinterwärts gekrümmtem Schwanze gestaltet ist, und Füße hat, die eines Krokodiles oder Seekalbes ihren ähnlich sind, für deren wahre Abbildung. [859] Calmets bibl. Wörterb. 1 B. 799 S. Jedoch, alles ist ungewiß; und die Rabbinen rathen nur, wenn ihn einige oben als einen Menschen, von den Hüften an aber als einen Fisch, andere von hier an als einen Menschen und von oben als einen Fisch, und noch andere ganz als einen Fisch vorstellen; da hingegen verschiedene ihm eine ganze Menschengestalt geben, welche auch am glaubwürdigsten zu seyn scheinen. Ban. Erl. der Götterl. II B. 428. S.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 858-860.
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