Echidna

[967] ECHIDNA, æ, Gr. Ἴχιδνα, ης, ( Tab. IV.) des Phorkys Tochter, war von oben her eine schone Jungfer, die andere Hälfte aber eine ungeheuere Schlange, welche sich in einer tiefen Höhle in Syrien aufhielt, rohes Fleisch fraß, und nicht veraltete. Mit solcher hielt sich Typhon zusammen und zeugete mit ihr den Orthus, den Cerberus, [967] die lernäische Schlange, die Chimäre, die Sphinx, und den nemäischen Löwen. Hesiod. Theog. v. 295. Nach andern gehöreten auch Gorgon, der hesperische Drache, die Scylla, und der kolchische Drache unter ihre Brut. Hygin. Præf. p. 15. & Fab. 151. Es wollen aber einige, daß sie nichts anders hinter sich gehabt, als die untergegangene Stadt Tsebohimi oder Zeboim, als deren Namen so wohl eine Schlange, als auch sie bedeute, und, da die Griechen nur erstere Bedeutung behalten, so hätten sie hernach ihr Gedicht von der Echidna daher geschmiedet. Cleric. ad Hesiod. l. c. v. 297. Nach einer andern Fabel gieng Herkules zu den Hyperboräern; und weil er, von Regen und Kälte überfallen wurde, so breitete er seine Löwenhaut aus und schlief auf derselben ein. Währendes Schlafes kamen ihm seine Pferde weg, die er auf der Weide hatte gehen lassen. Er suchete sie im ganzen Lande, und kam endlich auch in die Höhle, worinnen sich die Echidna aufhielt. Er stutzete, als er sie sah, und fragete, ob sie nicht seine Pferde gesehen hätte. Sie antwortete ihm, sie hätte sie selbst, doch würde sie solche nicht eher wieder geben, als bis er ihr beygewohnet hätte. Nachdem sie nun mit dreyen Söhnen von ihm schwanger geworden, so gab sie ihm die Pferde wieder, erkundigte sich aber, was sie mit den dreyen Söhnen machen sollte, wenn sie heran gewachsen wären. Herkules gab ihr einen Bogen und Gürtel und sagete, werden Bogen spannen, und den Gürtel so umthun könnte, wie er, den sollte sie behalten, die andern aber aus dem Lande schaffen. Dieses konnte nur der jüngste Skytha: der älteste Agathyrsus und der zweyte Gelonus giengen also aus dem Lande: er aber folgete seiner Mutter in der Regierung, und wurde der Stammvater der Skythen. Herodot. Melpom. s. L. IV. sect. 8. 9.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 967-968.
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