Epigoni

[1008] EPIGŎNI, órum, Gr. Ἐπίγονοι, ων.

1 §. Namen. Diesen haben sie von ἐπὶ, nach, und γίγνομαι, ich werde geboren, daher sie gleichsam so viel, als Nachhergeborene heißen, jedoch nennet man sie auch ἐπιγινόμενοι, Eratosth. ap. Muncker. ad Hygin. Fab. 71. und zuweilen nur schlechthin Οἱ ὑιοὶ [1008] Hesych. ap. eumd. l. c. daher das Epigoni durch Söhne erkläret wird. Hygin. l. c. in Titulo Fabulæ. Es sind aber solche die Söhne der im ersten Zuge wider Theben vereinigten sieben Fürsten, Diod. Sic. l. IV. c. 69. p. 186. Indessen ist das Epigoni doch auch ins Lateinische übernommen worden, daß sich dessen schon die alten classischen Schriftsteller bedienet haben. Cic. & Mela ap. Hygin. l. c.

2 §. Anzahl und besondere Namen. Nachdem ihrer Väter zusammen sieben waren, so werden ihrer insgemein auch sieben gezählet, nämlich 1. Stheneleus, 2. Alkmäon, 3. Promachus, 4. Thersander, 5. Aegialeus, 6. Diomedes und 7. Euryalus; Pausan. Phoc. c. 10. Hingegen sollen ihrer, nach andern, doch achte und solche zwar insonderheit gewesen seyn: 1. Alkmäon und 2. Amphilochus, des Amphiaraus Söhne, 3. Aegialeus, des Adrastus Sohn, 4. Diomedes, des Tydeus Sohn, 5. Promachus, des Parthenopäus Sohn, 6. Sthenelus, des Kapaneus Sohn, 7. Thersander, des Polynices Sohn und 8. Euryalus, des Mecisteus Sohn; Apollod. lib. II. c. 7. §. 2. Und noch andere geben deren neun an, nämlich 1. den Aegialeus, des Adrastus Sohn, 2. den Thersander, des Polynices Sohn, 3. den Diomedes, des Tydeus Sohn, 4. den Sthenelus, des Kapaneus Sohn, 5. den Alkmäon und 6. den Amphilochus, des Amphiaraus Söhne, 7. den Stratolaus, des Parthenopäus Sohn, 8. den Polydorus, des Hippomedons Sohn, und 9. den Melo, des Eteokles Sohn. Eustath. ap. Sylburg. ad Pausan. Phoc. c. 9. Einige nennen des Parthenopäus Sohn, Tisamenes, Hygin. Fab. 71. und für den Euryalus setzen sie den Eurypylus. Ap. Kuhn. ad Pausan. l. c. Cf. Muncker. ad Hygin. l. c.

3 §. Thaten. Als Eteokles, des Oedipus Sohn, seinem Zwillingsbruder, dem Polynices, die Herrschaft über Theben, ihrem gemachten Vergleiche nach, da einer dieselbe ein Jahr um das andere führen sollte, nicht abtreten wollte, als er sie das erste Jahr [1009] geführet hatte, so begab sich dieser zu dem Adrastus nach Argos, und brachte solchen, und dieser wiederum sechs andere Fürsten, auf seine Seite, welche insgesammt mit einem starken Heere vor Theben giengen, und dem Polynices zu seinem Rechte verhelfen wollten. Sie waren dabey so unglücklich, daß sie insgesammt, bis auf den einigen Adrastus, umkamen. Es suchten daher deren Söhne, die Epigonen, deren Tod zu rächen. Sie brachten ein starkes Kriegesheer zusammen, und, nachdem sie sich, auf des Orakels Rath, den Alkmäon zum Anführer erwählet hatten, so giengen sie auf die Thebaner los. Als es zum Treffen kam, so zogen die Thebaner, ungeachtet sie sehr herzhaft fochten, dennoch den kürzern. Bey diesem verzweifelten Zustande frageten sie den Wahrsager Tiresias um Rath, und der befahl ihnen, Theben zu verlassen, und sich anders wohin zu begeben, welches sie denn bey Nachtzeit thaten, und damit die Stadt dem Feinde überließen. Diese nahmen sodann die Epigonen ein, plünderten sie vollends aus, und steckten sie darauf in Brand: von der Beute aber schickten sie zuförderst des besagten Tiresias gefangen bekommene Tochter, die Daphne, dem Apollo, zum Geschenke, nach Delphos, und kehreten mit vieler Beute wieder nach Hause. Diod. Sic. lib. IV. c. 68. 69. p. 186. Andere melden hierbey, daß sie erst die Flecken und Dörfer um Theben herum ausgeplündert; und, als die Thebaner mit einem Ausfalle den Ihrigen zu Hülfe gekommen, so hätte des Eteokles Sohn, Laodamas, den Aegialeus erleget, den aber dargegen wiederum Alkmäon niedergemacht, worauf die Thebaner, nach des Tiresias Rathe, sich gestellet, als ob sie mit den Epigonen einen Frieden treffen wollten, mittlerweile ader Weib und Kinder, und was sonst in der Eile fort zu bringen gewesen, auf Wagen geladen, und sich zuerst nach Tilphusien, von da aber nach Hestiäa gemacht, worauf die Feinde sogar die Mauern der Stadt umgeworfen, und diese hiernächst [1010] von Grunde aus verwüstet. Apollod. l. III. c. 7. §. 23. Sonst führeten sie auch die nemäischen Spielewieder ein. Pausan. Phoc. c. 25. p. 658. Man kann von ihnen ein mehreres unter eines jeden Namen insonderheit sehen.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1008-1011.
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