Evterpe

[1099] EVTERPE, es, Gr. Ἐυτέρπη, ης, ( Tab. X.) Jupiters und der Mnemosyne Tochter, eine der neun Musen, Hesiod Theog. v. 77. welche den Namen von ἐυ, gut, und τέρπω, ich ergötze, hat, weil sie die Liebhaber der Gelehrsamkeit mit ihrem Nutzen vergnüget; Diod. Sic. lib. IV. c. 7. p. 150. oder, weil ihre Unterredungen voller Annehmlichkeit und Vergnügen sind, Phurnut. de N.D. c. 14. oder auch, weil es das[1099] erste ist, die Wissenschaft suchen, hernach aber daran sein Vergnügen finden. Fulgent. Mythol. lib. I. c. 16. Sie soll insonderheit die Pfeifen erfunden haben, oder doch eine Vorsteherinn derselben seyn. Galen. ap. Linocer. de Mus. c. 3. Dagegen machen andere sie zur Erfinderinn der Dialektik, Gyrald. Synt. de Mus. p. 563. oder der μαθυμάτων, und Wissenschaften überhaupt. Schol. Apollon. ad lib. III. v. 1. Sie soll mit dem Strymon den Rhesus gezeuget haben. Apollod. lib. I. c. 3. §. 4. Einige nennen sie auch Euterpea für Euterpe. Gyrald. l. c. Man ist wegen ihrer eigentlichen Abbildung nicht recht einig. Unter den Bildsäulen der Königinn Christina ist sie mit Bluhmen gekrönet, und hat eine Doppelflöte in den Händen, auf welcher sie nur eben erst gespielet zu haben scheint, und wovon sie den Kopf mit vergnügtem Gesichte zur Rechten wegwendet. An dieser Seite steht ein Amor neben ihr, welcher seinen Bogen zu seinen Füßen liegen hat, und in jeder Hand eine Pfeife hält. Er hat den Kopf ganz in die Höhe gerichtet, als ob er ihr etwas zusänge. Maffei Raccolta di statue. CXIII. Alles dieß scheint das, was von ihr gesaget ist, deutlich zu bezeichnen. Daher hat man sie auch auf einer Gemme finden wollen, wo andere nur eine Bacchantinn oder eine junge lustige Person gesehen, die auf der Flöte spielet. Lipperts Dactyl. I Taus. 752. Allein, man machet sie ebenfalls zur Erfinderinn oder Vorsteherinn der Tragödie. Anthol. l. I. c. 67. v. 3. In dieser Absicht nimmt man denn diejenige auf den Münzen des Q. Pomponius Musa dafür an, welche in einer sonderbaren Kleidung mit der rechten sich auf eine Keule stützet, und in der linken eine Maske hält. Sie ist mit einem Schwerte umgürtet, und hat den Kopf mit einer Löwenhaut bedecket. Haverc. Thes. Morell. P. I. p. 347. Dieß letzte hat einige veranlasset, sie mit zwepen Gesichtern zu bilden. Beg. Thes. Brand. T. II. p. 576. Agost. Dial. V. p. 157. Sie haben sie auch wohl lieber für die Thalia halten und diese Kennzeichen von ihr ausdeuten [1100] wollen. Beger. l. c. p. 577. Ursin. Fam. Rom. p. 226. Man hat aber hinlänglich gewiesen, wie ihr vielmehr solche zukommen. Haverc. l. c. p. 348. Sie soll auch auf einer halb erhobenen Arbeit eben so abgebildet gewelen seyn. Montfauc. Supplem. à l'ant. expl. T. I. p. 90.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1099-1101.
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