Fama

[1104] FAMA, æ, Gr. Φήμη, ης, die jüngste Tochter der Erde. Virgil. Aen. IV. 178. Sie brachte solche den Göttern zum Verdrusse hervor, damit sie deren Händel allenthalben bekannt machen sollte. Serv. ad Virg. l. c. Sie wurde als eine Göttinn von den Griechen verehret, Hesiod. O. & D. 764. und hatte ihren besondern Altar zu Athen. Pausan. Att. c. 17. p. 20. Man bildete sie mit Flügeln, und zwar mit weißen, wenn sie etwas wahres, mit schwarzen aber, wenn sie etwas falsches brachte. Voss. Theol. gent. l. IX. c. 37. Sonst war sie über und über voller Federn, unter deren jeder sie ein Auge, und dabey eben so viel Ohren, Mäuler und Zungen hatte. Sie schlief niemals, sondern flog des Nachts durch die Welt, bey Tage aber saß sie auf den hohen Thürmen oder Dächern, und sah, was vorgieng. Sie setzete auch die größten Städte in Schrecken, und hielt dabey eben so steif über die Lügen, als über die Wahrheit. Virgil. l. c. v. 181. Nach andern hatte sie ihren Aufenthalt, wo sie alles sehen konnte, was in der dreyfachen Welt, (Asien, Africa und Europa) vorfiel. Es giengen zu ihrer Wohnung, die ganz von klingendem Erzte [1104] war, unzählige Zugänge; das Dach war voller Löcher, und die Thüren stets offen. von innen aber hörete man ein stetes Zischeln, und pflegte das gemeine Volk allezeit ab und zu zu gehen, wobey sich denn die Leichtgläubigkeit, der Irrthum, die falsche Freude, die vergebene Furcht, der Aufruhr und das ungewisse Gemurmel oder Reden mit einfanden. Ovid. Metam. XII. 39.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1104-1105.
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