Hyades

[1296] HYĂDES, um, Gr. -Ὑάδες, ων, ( Tab. VIII.)

1 §. Namen. Diesen haben sie, nach einigen, von ihrem Vater, dem Hyas, Alexander ap. Hygin. Astron. Poet. l. II. c. 21. nach andern, von ihrem Bruder gleiches Namens; nach den den dritten, von dem Buchstaben y, welchen sie am Himmel vorstellen, nach den vierten, von ὕω, ich regne, weil es gern regnet, wenn sie aufgehen, Hygin. Fab. 192. und, nach den fünften, von dem Bacchus, so fern er auch Hyes genannt [1296] wird. Clidemus ap. Suid. in Ὕης, s. Tom. III. p. 528.

2 §. Aeltern. Nach einigen waren sie Töchter des Oceans, Hygin. Fab. 182. nach andern, des Atlas und der Pleione, Id. Fab 192. nach den dritten, des Hyas und der Böotia, Id. Astron Poet. l. II. c. 21. und, nach den vierten, des Atlas und der Hya, einer Tochter des Oceans. Gronov. ad. Gell. l. XIII. c. 9.

3 §. Anzahl und besondere Namen. Einige zählen derer fünfe, Mnaseas ap. Hygin. Astron. Poet. l. II. c. 21. andere aber sechse, Hygin. Fab. 182. und die dritten sieben. Ovid. Fast. V. v. 165. Bey einigen heißen sie Arsinoe, Ambrosie, Bromie, Cisseis und Koronis; bey andern Cisseis, Nysa, Erato, Eriphia, Bromie und Polyhymno, Hygin. l. c. bey den dritten Phäsyla, Ambrosia, Koronis, Eudora und Polyxo, Id. Fab. 192. bey den vierten Ambrosia, Eudora, Phesyle, Koronis, Polyxo, Phäo und Thyene, wofür andere lieber Thyone, oder Dione lesen wollen, Id. Astron. Poet. l. II. c. 21. & Staveren ad h. l. bey den fünften Pytho, Synecho, Baccho, Kardie und Nyseis, Serv. ad Virg. Georg. I. v. 138. und bey den sechsten Ambrosia, Koronis, Eudora, Dione, Aisyle, Polyxo. Didym. ad Hom. Il. Σ. 486.

4 §. Wesen und Schicksal. Sie waren, nach einigen, Nymphen, und Jupiters, oder, nach andern, doch des Bacchus Ammen, welche Medea, auf dieses Ersuchen, da sie zu alten Weibern geworden, wieder jung machte, bis sie endlich selbst mit an den Himmel versetzet wurden, und den Namen der Hyaden bekamen. Hygin. Fab. 182. Nach einigen verwandelte Jupiter den neugebornen Bacchus in einen jungen Ziegenbock, gab ihn also dem Mercurius, und ließ ihn aus Furcht vor der Juno zu diesen Nymphen nach Nysa, in Arabien, bringen, woselbst sie ihn denn erzogen, und hernach vom Jupiter da für unter die Sterne gesetzet wurden. Apollod. l. III. c. 4. §. 3. Diese Ehre aber soll ihnen, nach andern, insonderheit darum von dem Jupiter wiederfahren seyn, weil sie solchen Bacchus [1297] nach Theben gebracht, und daselbst der Juno übergeben. Pherecyd. ap. Hygin. Astron. Poet. III. c. 21. Gleichwohl läßt sich dieß nicht recht verstehen, man wolle denn, daß sie ihn zugleich mit dieser seiner so eifersüchtigen Stiefmutter ausgesöhnet. Immittelst sollen sie doch ihren Aufenthalt in der Insel Naxus gehabt haben, aus der sie Lykurgus verjaget. Hygin. Fab. 192. Hierauf flüchteten sie sich insgesammt bis auf Ambrosien, zur Tethys. Asclepiad. ap. Hygin. Astron. l. c. Diejenigen aber, welche sie zu des Hyas, und folglich zu der Pleiaden Schwestern machen, wollen, daß sie sich zu Tode gegrämet, als besagter ihr Bruder auf der Jagd von einem Löwen, oder wilden Schweine, war umgebracht worden.

5 §. Eigentliche Beschaffenheit Sie sind an sich eigentlich sieben Sterne auf dem Kopfe des Stiers im Thierkreise, wovon der eine von erster Große ist, und Palilicium, oder auch das Ochsenauge, genannt wird. Wenn sie über unsern Horizont kommen, so soll insgemein gern Regen folgen, daher sie auch den Namen Hyaden bekommen. Strauch. Astrognos. Aph 163. Ausser dem werden sie Suculä genannt. Dabey beschuldigen einige die alten Lateiner der Unwissenheit, daß sie solchen Namen von ὕς, sus, Sau abgeleitet, Tiro ap. Gell. l. XIII. c. 9. andere aber entschuldigen sie wieder, Gell. l. c. und die dritten wollen sie nicht sowohl Suculas, von Sus, als Succulas, von Succus, Saft genannt wissen, und zwar eben darum, weil auf ihren Aufgang gern Nässe zu folgen pflege. Serv. ad Virg. Aen. I. v. 744. cf. Taubm. ad eumd. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1296-1298.
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