Laverna

[1444] LAVERNA, æ, eine Göttinn der Römer, in deren Schutze alle Arten [1444] der Diebe stunden, daher sie insonderheit von ihnen, jedoch auch von denen verehret wurde, welche ihre Anschläge gern verheelet wissen, und unter dem Scheine des Frommen und Gerechten andere hintergehen wollten. Horat. l. I. ep. 16. v. 60. & Acron. ad il. Sie hatte ihren Hayn vor dem lavernischen Thore zu Rom, in welchem die Diebe ihre gemachte Beute insgemein zu theilen pflegten. Al. ab Alex. l. IV. c. 16. p. 1069. Es scheint aber, daß sie keine andere Verehrung weiter gehabt, als daß man in Stillem zu ihr zu bethen pflegte. Foncemagne Mem. de l'Ac. des B. L. & I. T. VII. p. 85. Das gedachte Thor hatte von ihr den Namen, und ihr Altar stund nicht weit davon entfernt. Varro de L. L. l. IV. c. 39. Festus l. X. p. 201. Es scheint auch aus einer Aufschrift, daß man ihr bey dem Tempel der Tellus eine Kapelle erbauet gehabt. Dodwell. prælect. Academ. p. 665. Sie selbst aber hat ihre Benennung, nach einigen, von λαβεῖν, nehmen, und heißt eigentlich Laberna, nach andern von Lavare für levare, stehlen, und nach den dritten von λάφυρα, Raub, Beute, gleichsam Laphurna. Desprez ad Horat. l. c. Man hat sie mit der Griechen Prari. dice für einerley halten wollen. Gloss. vet. ap. Voss. Etymol. in Lavernio, p. 327. Scalig. in Fest. l. c. Es ist aber noch zu untersuchen. Voss. theol. gent. l. IX. c. 37. Vieleicht läßt es sieh auch kaum behaupten. Foncemagne de la Deesse Laverne, dans les Mem. de l'Acad. des B. L. & I. T. VII. p. 96.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 1444-1445.
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