Sarpedon

[2161] SARPEDON, ŏnis, ( Tab. X.) Jupiters und der Laodamia, Homer. Il. Ζ. 196. oder vielmehr nur des Evanders und der Deidamia Sohn, und des vorhergehenden Sarpedons Enkel Diod. Sic. l. V. c. 80. p. 238. Indessen vermuthet man doch, daß man hier lieber Isander und Laodamia lesen müsse. Meziriac sur les epit. d'Ovid. T. I. p. 51. Diese Laodamia war Bellerophons Tochter; und weil derselbe auch zween Prinzen hinterlassen, wo von der eine selbst einen Sohn hatte, so kam er nur durch Veranstaltung seiner Mutter zur Regierung des ganzen Landes. Es zanketen sich nämlich ihre beyden Brüder über die Herrschaft und verglichen sich endlich, man wollte auf die Brust eines auf dem Rücken liegenden Kindes einen Ring stecken; wer nun von ihnen seinen Pfeil gerade dadurch schießen könnte, ohne das Kind zu beschädigen, der sollte König seyn. Weil es aber schwer fiel, zu dieser Probe ein Kind zu bekommen, so gab ihre Schwester Laodamia ihren eigenen Sohn, Sarpedon, dazu her. Dieß war denn Ursache, daß die Lycier, welche eine so großmüthige That bewunderten, demselben hernachmals die Regierung übertrugen. Es ist aber doch glaublicher, daß er mit seiner Mutter Bruders Sohne, Glaukus, der auch mit ihm bey dem trojanischen Kriege war, das Land besessen habe. Eustath. ad Hom. Il. Μ. v. 307. sqq. Er war König in Lycien, und wurde sowohl von den Griechen, als dem Priamus, angegangen, ihre Partey zu ergreifen. Weil ihm aber letzterer den größten Vortheil versprach, so trat er endlich auf dessen Seite und führete ihm gute Hülfsvölker zu. Dict. Cret. l. I. c. 18. Er machte [2161] nicht allein den Feinden das Anländen ziemlich schwer; Id. l. II. c. 11. sondern erlegete auch sonst noch zween vornehme Griechen. Hygin. Fab. 115. Allein, als er es mit dem Patroklus auf einen Zweykampf ankommen ließ, so kam er zu kurz, und verlor nicht nur sein Leben, sondern die Trojaner auch mit ihm zugleich einen großen Theil ihrer Hoffnung. Id. Fab. 112. & Dict. l. III. c. 7. & 9. Es entstund aber über seinen Körper noch ein scharfes Gefecht, doch behaupteten ihn die Griechen. Sie zogen ihm also die Waffen ab und nahmen sie mit sich in ihre Schiffe: den Leichnam selbst aber ließ Apollo, auf Jupiters Verfügung, mit Ambrosia salben, und übergab ihn dem Tode und Schlafe, welche ihn denn nach Lycien überbrachten. Anna Fabra ad Dict. l. c. c. 9. Dieß war aber eigentlich nichts mehr, als daß ihn nach seinem Tode ein Arzt einbalsamirte, ehe er nach seinem Lande wieder abgeführet wurde. Boccacc. l. XI. c. 34. Jedoch soll Jupiter selbst noch verordnet haben, daß die Götter selbst den Tag, an welchem er erleget worden, in Trauren und mit Fasten jährlich hinbringen müssen. Schol. Aristoph. ad Nub. v. 622.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2161-2162.
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